MG: Ihr wart ja vor kurzem mit Mika Productions auf seiner „Klassenfahrt“ in Prag. Erzählt doch mal, wie ist es für eine weniger bekannte Band in einer völlig fremden Stadt zu spielen, wo einen noch weniger kennen?
Hannes: Saugeil! Halt wie ein großer Klassenausflug.
Madelaine: Es ist immer wieder eine Super Idee von Micha. Diesmal war esauch nicht so bunt durchmischt sondern metallastiger als die Maledavor.
Ha: In Prag ist auch eine völlig andere Szene als in Deutschland. Da ist halt nicht so viel los, wie bei uns. Es waren zwar nicht soviele Besucher, wie erhofft, aber die die da waren, haben ordentlich Stimmung gemacht!
Fabian: Auf jeden Fall! Das war ja nun auch erst der dritte Auftritt von mir mit Tranquillizer und dann gleich im Ausland spielen zu können ist schon super. Vor ein, zwei Jahren hätte ich mir sowas nicht im Traum vorstellen können.
MG: Um gleich mal bei Mika zu bleiben. Ihr habt ja auch am letztjährigen Berlin Bands United Contest teilgenommen und seit dort bis ins Finale marschiert. Welche Erfahrung habt ihr denn aus der Konzertreihe mitgenommen? Es gibt ja Meinungen, dass der BBU sich zu lang hinzieht. Wie seht ihr das?
Ha: Wir sind damals angetreten um endlich mal in Berlin spielen zu können. Eigentlich sind wir nie mit der Ambition da angetreten, ins Finale zu kommen. Dann kamen diese vielen Runden, die sich teilweise wirklich hingezogen haben. Es ging immer weiter und weiter, so dass sich der ein oder andere in der Band schon dachte ‘Jetzt könnte wir aber auch gerne ausscheiden’.
Ma: Ja, ich bin auch der Meinung, dass pro Runde vielleicht sechs anstatt acht Bands genügt hätten. Dann hätte der BBU vielleicht auch nicht eineinhalb Jahre gedauert. Ansonsten ist das Konzept spitze. Jeder Besucher muss für drei Bands voten, ansonsten ist der Stimmzettel ungültig.
Ha: Das Schöne am BBU ist auch die Demokratie. Es sitzt halt keine Jury mit goldenem Kugelschreiber da und sagt ‘Du kommst weiter’. Ich dachte mich tritt ein Pferd, dass wir als Band aus Frankfurt Oder soweit gekommen sind.
MG: Habt ihr denn das Gefühl, dass ihr durch den Contest neue Fans gewonnen habt?
Ma: Wenn man sich so die Klicks auf den diversen Seiten ansieht,denke ich schon!
Ha: Von Runde zu Runde sind es auf jeden Fall immer mehr geworden. Es war schon schön zu sehen, dass dann mehrere Leute beim Finale mit Tranquillizer Shirts in der Menge standen.
Ma: Das Wichtigste sind aber wohl die Kontakte, die man mit den anderen Bands, wie z. B. den Maggots oder Shrike, knüpfen kann. So haben sich ja auch andere Auftrittsmöglichkeiten ergeben.
MG: Kommen wir mal zu eurer Musik. Ist eure aktuelle EP - Blutrot - eigentlich eine Konzept EP?
Ha: Nein, sollte es auch nie werden. Es waren halt die Songs, die komplett fertig geschrieben waren. Die haben wir auch so ziemlich von Anfang an im Repertoire.
Die EP ist auch vor allem für uns wichtig gewesen, damit wir nach ca. drei, vier Jahren Bandgeschichte endlich mal was in der Hand haben.
Ma: Durch die verschiedenen Line Up Wechsel haben sich die Aufnahmen auch immer wieder verschoben. Den ersten Versuch gab es ja bereit nachdem wir ungefähr ein Jahr existiert haben …
Ha: Es gab Momente, wo wir dann nur noch zu zweit da standen und uns überlegt haben, ob wir weitermachen sollen.
Fa: Ein Glück für mich, habt ihr weite gemacht!
MG: Mit den Songs eurer EP und neuem Material, welches ihr ja bereits im Live Gepäck habt, ist der Sprung bis zu einem vollständigem Album ja nicht weit. Wie weit sind denn da die Planungen fortgeschritten?
Ha: Wir sind auf jeden Fall in der Planung. Die CD soll dann auch eine Art Konzept Album werden. Einige Songs von der EP werden ebenso vertreten sein, wie neue Songs an denen wir natürlich fleißig schreiben. Es kommt auch immer wieder neues Zeug hinzu.
Angedacht ist, dass wir Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres ins Studio gehen und das Album dann aufnehmen. Vorher soll es aber noch eine Miniveröffentlichung geben, an der wir gerade am Arbeiten sind.
Auch ein kleines Tourvideo soll demnächtst kommen.
Ma: Durch die dirversen Besetzungswechsel sind halt auch viele neue musikalische Einflüsse dazu gekommen, die wir jetzt verarbeiten können.
MG: Wie ist denn bei euch die Verteilung beim Schreiben der Songs?
Ha: Die älteren Sachen stammen zum größten Teil von mir, da ich damals eigentlich für Fate Of Pyre Songs geschrieben habe. danach haben Madelaine und ich dann noch einiges zusammen geschrieben.
Früher hatten wir Gitarristen, die gasagt haben ‚Ich spiel gern in der Band mit, aber mit Songwriting wollen wir eigentlich nichts zu tun haben.‘ Für das neue Album aber bringt jedes Mitglied seine Ideen ein. Also wirklich wunderbares Teamwork.
Fa: Auf jeden Fall. Ich hab zwar bis jetzt erst zwei, drei Ideen eingebracht. Aber es entwickelt sich.
MG: Bei der Blutrot EP gab es ja diese super Ideen mit der limitierten Auflage, welche jeweils verschiedene, handbemalte Cover hat. Wie ist das denn entstanden? Habt ihr die Künstler oder die euch angesprochen?
Ma: Naja, da es unsere erste Veröffentlichung war, dachte ich, es sollte schon was besonderes sein. Man weiß ja nie wirklich, wieviel man als Band überhaupt rausbringt. Also habe ich Freunde gefragt, die sehr gerne und gut malen können, ob sie vielleicht daran Interesse hätten.
Eigentlich war sogar angedacht, dass alle 100 CDs verschiedene Cover haben, was aber zu langwierig geworden wäre. Letztendlich sind es dann 30 Stück geworden.
MG: Ist sowas für‘s Album auch angedacht?
Ma: Soweit sind wir mit unseren Planung noch gar nicht.
Ha: Aktuell konzentrieren wir uns darauf, dass das Album musikalisch gut wird. Natürlich soll die Aufmachung einem Konzeptalbum würdig werden, aber über die Details haben wir uns jetzt noch keine Gedanken gemacht. Aber eine 08/15 Aufmachung wird es auf keinen Fall.
Ma: Ich denke heutzutage kommt man mit einer normalen CD auch nicht mehr weit. Sie muss schon was her machen, sonst ziehen sich die Leute das Album eher aus dem Internet als es sich zu kaufen.
Fa: Ja, zum Beispiel ein Wackelbild vorne drauf. Ich hab da ein Album von Rawhead Rex und finde die Idee echt klasse!
Ha: Klar, einmal Tranquillizer und einmal Tranquillizer ohne Sachen ...
Ma: Nein!
MG: Schneiden wir mal ein ganz anderes Thema an. Als Band aus Frankfurt Oder wird man ja eigentlich regelmäßig mit dem Thema „rechts offen“ konfrontiert. Was denkt ihr über diese Belastung?
Ma: Ja, dass Laster hat wirklich jede Band aus Frankfurt Oder. Selbst wir wurden zum Teil schon schräg angekuckt, nur weil einer unserer Songs KKK (Anmerk. d. Red.: KrümelKeksKriegspfad) heißt. Aber uns persönlich wurden deswegen noch keine Steine oder so in den Weg gelegt.
Fa: Was mich am meisten stört, ist dass man sich rechtfertigen muss. Man kommt aus der Gegend und wird abgestempelt.
Ma: Glücklicherweise ist die Frankfurter Metal Szene jetzt nicht so klein und besteht halt nicht nur aus bestimmten Bands, die dieses Negativ Image aufgebaut haben.
Ansonsten glaube ich aber auch dass es nicht mal an ein, zwei Bands liegt, sondern an sich schon an Frankfurt Oder. Es gab halt Zeiten wo die Naziszene wirklich groß war, was dann auch in aller Munde war.
Schlimm war in dem Zusammenhang auch der Vorfall mit War From A Harlots Mouth im Kamea Club. Da hat wohl ein Idiot im Publikum den Hitlergruß gezeigt und die Security soll nicht eingegriffen haben. Darauf hin hat die Band ihr Set abgebrochen und sind gefahren.
Ha: Den nächsten Tag hat das dann natürlich ordentliche Wellen geschlagen. Metal Hammer und so weiter.
Ma: Das Jahr danach war es für uns echt schwer, Bands nach Frankfurt Oder zu holen, selbst wenn sie davor bereits schonmal gespielt hatten.
Aus diesem Sumpf jetzt raus zu kommen ist enorm schwierig, auch wenn viele dafür etwas tun!
Ha: Diese Politisierung von Metal Bands ist zum Teil echt scheiße. Ich meine, ich find‘s richtig und wichtig auch mal einen politischen Text zu machen, dann aber als Band oder sogar gesamte Stadt in eine Ecke gedrängt zu werden ist bitter.
MG: Ich denke, das ist wohl leider ein undendliches Thema. Belassen wir es erstmal dabei. Die letzten Worte gehören euch ...
Ha: Danke das mein persönlicher Fluch mit dem Metal Guardian nun auch endlich gebrochen ist. Endlich bin ich mal noch in einer Band drin, die vertreten ist!
Ma: Und wir danken Hannes, dass wir auch mal zu Wort kommen durften.
Line Up:
Madelaine Kühn - Bass
Johannes Gauerke - Schlagzeug/Posaune/Gesang
Steffen Gerlach - Gesang
Aleksander Vetter - Gitarre
Fabian Wohlgemuth - Gitarre/Gesang
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