13.11.2013 - DEATH (to all) + OBSCURA im C-Club Berlin

Eins vorweg: Eigentlich hatte ich nicht geplant, für dieses Konzert ein Review zu schreiben, daher gibt es auch keine Fotos. Meine Eindrücke möchte ich aus gegebenem Anlass dennoch schildern.



Die Vorfreude auf dieses Event war sicherlich bei allen Zuschauern groß. Gerade viele jüngere Metalheads kennen Death nur von Platte und hatten nie Gelegenheit, die Großmeister des technischen Death Metal live zu erleben.


Die aktuell tourende Besetzung versteht sich als reine Tribute-Band für den 2001 verstorbenen, unangefochtenen Bandchef Chuck Schuldiner und die Erinnerung an ihn steht auch permanent im Vordergrund.



Zunächst stehen die Schweizer DarkRise auf der Bühne, von denen ich leider nur noch den letzten Song mitbekomme. Sehr viel kann man allerdings aus dem vorherrschenden Soundmatsch nicht heraushören, allerdings hat die Band laut Aussage von anderen Konzertbesuchern 30 Minuten gut Dampf gemacht. Die deutschen Obscura sind allerdings schon ein anderes Kaliber. Mit mitreißenden, elegischen Songs, wie "Incarnated" oder "Ocean Gateways", können die Jungs sofort das Publikum, dass den C-Club heute fast komplett füllt, auf ihre Seite ziehen. Die überdeutliche Schuldiner-Note, die bei Sänger Steffen Kummerer durchkommt, ist da sicherlich auch nicht hinderlich. Jedenfalls kann diese Ansammlung von Sozialpädagogen, Informatikern oder was auch immer trotz des ebenfalls eher suboptimalen Sounds überzeugen.



Nach einer moderaten Umbaupause steht dann endlich Death auf der Bühne, wenn auch mit dem "to all"-Zusatz. Hierbei handelt es sich um die "Human"-Besetzung, also mit dem mächtige Steve DiGiorgio am Bass. Die Cynic-Maniacs Paul Masvidal (Gitarre) und Sean Reinert (Drums) werden durch den Cynic-Livemusiker Max Phelps ergänzt, der also die undankbare Aufgabe hat, der übermächtigen Position von Chuck Schuldiner gerecht zu werden. Konsequenterweise konzentriert sich die Band auf das "Human"-Album, beispielsweise mit dem überragenden "Lack Of Comprehension" oder dem gleichfalls mitreißenden "Crystal Mountain", aber es werden Songs aus jeder Phase der Death-Metal-Pioniere dargeboten.



Rein musikalisch ist der Gig ein inneres Blumenpflücken, denn die Musiker sind wirklich absolute Endgegner an ihren Instrumenten. Wo Obscura teilweise etwas statitisch klangen, herrscht hier pure Spielfreude, da die extrem komplexen Death-Songs, wie "In Human Form" locker und leicht von der Bühne gepustet werden. Leider sitzt Sean Reinert irgendwie im Dunkeln und relativ weit hinten auf der ungünstig geschnittenen Bühne, sodass von seinem überragenden Schlagzeugspiel nur der akustische Eindruck bleibt. Paul Masvidal hingegen, der bei seiner Hauptband eher entrückt und leicht angeschossen über die Bühne schwebt, geht heute ab wie ein Duracell-Hase. Dabei ist das kleine dürre Männchen ein witziger Gegenpol zu dem grob geschätzt drei Meter großen Steve DiGiorgio, in dessen Pranken ein sechssaitiger Fretless-Bass wie eine Spielzeug-Ukulele aussieht. Unterstützt von glasklarem Sound, liefern die Instrumentalisten eine derartige Hammer-Leistung ab, dass man teilweise lieber staunend zuschaut, als abzugehen.


Dagegen steht aber Max Phelps' Gesangsleistung. Sein Gitarrenspiel ist zwar ebenfalls über alle Zweifel erhaben, aber seine Ausstrahlung und stimmliche Flexibilität sind leider eher mau. Im Prinzip verharrt seine Stimme über das ganze Konzert in der Tonlage, die wir von "Leprosy" oder auch "Spritiual Healing" kennen. Für den Übersong "Spirit Crusher" holt man beispielsweise lieber wieder den Obscura-Kreischer auf die Bühne, der diesen Job auch ziemlich gut erledigt. Nur leider spricht genau diese Aktion Bände. Phelps kriegt die hoch gekeiften Songs offensichtlich nicht hin und so fehlen zum Beispiel "Scavenger Of Human Sorrow" oder "The Philosopher" im Set. Außerdem finde ich, dass man ihm diesen stimmlichen Makel irgendwie ansieht, denn der gute Mann wirkt im Vergleich zu seinen Mitstreitern ziemlich schaumgebremst.



Aus diesem Grund fällt mir die Einschätzung zum Konzert eher schwer. Einerseits ist die musikalische Qualität der Band unerhört und der charakteristische Death-Sound wurde eins zu eins reproduziert. Sher schön war auch die Diashow, die nach "Cosmic Sea" an Chuck erinnert hat. Auf der anderen Seite, ist die Enttäuschung ob der Gesangsleistung schon enorm. Vielleicht habe ich zu viel erwartet. Vielleicht sollte man eher Steffen Kummerer von Obscura als Sänger für Death To All verpflichten, denn dieser kriegt den Vibe auf jeden Fall hin. Ich möchte aber auch betonen, dass nach dem Konzert viele glückliche Kommentare zu vernehmen waren. Der Großteil des Publikums war also durchaus zufrieden.

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