Aus aktuellem Anlass, nämlich der Wiederveröffentlichung des Erstlingswerkes dieser leider sehr unbekannten Death-Doom Legende aus Uelzen, wollen wir uns heute mal näher mit Torchure beschäftigen.
Die Band gründete sich im Jahr 1985. Bandleader waren die Brüder Thorsten (Bass) und Andreas Reissdorf (Gitarre). 1988 erschien das 1. Demo Signs of Premonition, in Folge dessen man sich aber rasch auflöste. Es sollte nicht lange dauern bis sich die Band wieder zusammenraufte und mit dem Sänger Martin Matzak, dem Gitarristen Tomas und dem Schlagzeuger Stefan Pickbrenner das klassische Line-Up vervollständigte. In den Jahren 1990 und 1991 folgten die zwei Demos Hellraiser und Traces. Das Debutalbum „Beyond The Veil“ erblickte im Frühjahr 1992 das Licht der Welt und schlug in der damaligen Szene ein wie eine Bombe. Es sollte aber auch das letzte Album in dieser Konstellation werden, da die
Gebrüder Reissdorf im Oktober 1992 bei einem folgenschweren Autounfall
ums Leben kamen, was wohl die nachhaltige Bekanntheit der Band verhindert. Allerdings veröffentlichte man 1993 noch das
Album „The Essence“ und löste sich danach kurz danach erneut und bisher endgültig auf. Lange Zeit waren die beiden Alben nur für horrende Preise bei eBay zu erstehen. Seit dem November 2013 ist aber zumindest „Beyond The Veil“ über das niederländische Label Vic Records in einer Neuauflage mit 2 Tracks des Demos „Traces“ für günstige 9,99€ erhältlich.
Doch nun zur Musik: Geboten wird hier Death Metal mit einer kräftigen Prise Doom Metal. Mal schleppend, mal im Uffta-Takt nach vorne preschend. Klingt nach Asphyx, alten Paradise Lost oder Cathedral? Das ist soweit nicht ganz falsch, da Parallelen zu diesen Bands da sind, aber die immer wieder eingestreuten Keyboardparts und gelegentlichen
Akustikgitarrenpassagen verleihen dem Ganzen eine ganz eigne Note. Das Songmaterial entfaltet dadurch eine sehr düstere und morbide Atmosphäre.Kaum ein Song auf diesem Album verläuft nach Schema F. Immer wieder geben sich gnadenloses Gebretter und Slow-Mo-Passagen die Klinke in die Hand, nicht selten unterbrochen von mystisch anmutenden Keyboards.
Trotz der teils für Death Metal deutlichen Überlängen der Songs haben wir es hier nicht mit purem Flickwerk zu tun. Alles greift überraschend gut ineinander und lässt zu keinem Zeitpunkt Langweile aufkommen. Insbesondere die 2 Instrumentals und das schwermütige, fast ausschließlich aus Keyboards und düsterem Sprechgesang/Gekeife bestehende, „Mortal At Last“ sorgen für Abwechslung und lassen düstere Endzeitszenarien vor dem geistigen
Auge aufblitzen. Einen wesentlichen Anteil daran, haben die ausdrucksstarken Growls. Selten habe ich Growls gehört die so abartig böse und wehleidig klingen. Besser kann dies, aus meiner Sicht, nur Martin van Drunen (Hail Of Bullets, Asphyx, ex-Pestilence). Die Produktion macht auch heute nach über 20 Jahren eine gute Figur. Alle Instrumente sind gut zu hören und der notwendige Druck ist vorhanden. Der oldschoolige Charme der Produktion passt hervorragend zur Musik, ebenso das überaus detaillierte und stimmungsvolle Cover. Wer bisher noch nichts von Torchure gehört hat, der sollte unbedingt mal reinlauschen und zugreifen. Anspieltipps sind hier vor allem abwechslungsreiche „In His Grip“, das 11-minütige und gelichzeitg düsterste Stück „Resort To Mortality“ sowie das beinahe thrashige „Genocidal Confessions“.
Fazit:
Torchure waren Ihrer Zeit mit diesem Werk definitiv weit voraus. Viel besser kann man leicht progressiven und dennoch räudigen Death-Doom Metal nicht spielen. Die Atmosphäre ist zum Schneiden dick und die gelegentlich aufblitzen depressiven Melodien jagen einem Schauer über den Rücken. Die CD kommt in einem normale Jewel Case daher, inklusive Booklet mit Liner Notes und alten Bandfotos. Aus meiner Sicht hätte man allerdings noch die Texte abdrucken können.
Torchure – Beyond The Veil (Re-Release 2013)
Sound: 4/4
Songwriting: 3/4
Design: 2/2
Innovation: 2/2
Gesamt: 11/12 Punkte
Tracklist:
1. The Veil Of Sanity (Intro)
2. In His Grip
3. Abysmal Malevolence
4. Mortal At Last
5. Resort To Mortality
6. Genocidal Confessions
7. Apathetic
8. Depressions
9. A Vortex Of Thoughts (Instrumental)
10. Beyond The Veil
Anspieltipps: In His Grip, Resort To Mortality, Genocidal Confessions
Torchure is:
Martin Matzak – Vocals
Andreas Reissdorf – Guitars
Tomas Reissdorf – Bass
Stefan Pickbrenner – Drums
Label: Vic Records
Links:
https://www.facebook.com/pages/Torchure/124843611008933
Thrashtilldeath
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