10.02.08 - Megadeth, Mercenary, Evile in Huxley’s Neue Welt, Berlin
- Kone
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Da kommt mit Megadeth endlich mal wieder ein richtiger Kracher in die Hauptstadt - während andere Genre-Größen ja gern einen Bogen um die Stadt machen – und das Konzert muss wegen mangelnder Kartenverkäufe von der Columbiahalle ins kleinere Huxley’s verlegt werden. Doch genau dieses Huxley’s sollte sich als perfekte Location für ein Konzert dieser Güteklasse herausstellen.
Denn als die Briten Evile auf die Bühne kommen, ist der Saal nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Trotzdem ist es voll vor der Bühne und so rumpeln die Jungs, die klassisch mit Doppel-Flying-V-Front und Metallica-Tattoo auftreten, energiegeladen und spielfreudig los. Beim Publikum können die Vier mit ihrem entfernt an Exodus und Destruction erinnernden Thrash Metal aber auch gar nichts falsch machen und obwohl sie erst ein Album – „Enter The Grave“ – auf dem Markt haben, gehen Songs wie „Armored Assault“, der Titelsong oder das furiose Finale „Bathe In Blood“ sofort ins Ohr. Evile haben sicherlich viele neue Freunde gewonnen.
Ganz anders Mercenary: Es gibt wenige Bands, die noch weniger in das Thrash-Sandwitch von Megadeth und Evile gepasst hätten. Die Dänen sind musikalisch zu modern und Groove-betont und sie haben einen Keyboarder, was ja an sich nichts schlechtes ist, aber ein dermaßen Old School orientiertes Publikum kann damit schon einmal wenig anfangen. Dass aber viele Headbanger fluchtartig den Saal verlassen, liegt aber einzig an Mercenary’s Sänger. Der Mann kreischt in den höchsten Lagen, aber leider schief und gequält, legt noch dazu ein Jürgen-Drews-Stage-Acting an den Tag und bringt damit die Performance seiner Band an den Rand der Demontage. Es befinden sich zwar auch einige Fans in der Halle und manch anderer erträgt das alles einfach, weil er seinen Platz nicht verlieren möchte. Bei Evile war aber definitiv mehr los.
So richtig startet die Party aber während der Umbaupause, in der die Tontechniker clevererweise Songs wie „Crazy Train“, „Run To The Hills“ oder „Into The Pit“ in amtlicher Lautstärke auflegen. Gegen 22 Uhr wird dann das Drumset von Megadeth ausgepackt und die Band, also Dave Mustaine und seine drei Session Musiker schießen mit „Sleepwalker“, dicht gefolgt von „Take No Prisoners“ los. Natürlich ist sofort die Hölle los, vorne wird gemosht, weiter hinten gebangt. Zielsicher schafft es Mustaine, viele neue Songs, wie „Washington Is Next!“, „Kick The Chair“ oder „Never Walk Alone“ mit Klassikern wie „Wake Up Dead“, „Trust“ oder dem Gänsehaut-Song „In My Darkest Hour“ zu verbinden. In der hinteren Hälte der Halle ist der Sound zuweilen eher matschig und übersteuert, vorne krachen die Instrumente laut, druckvoll und klar aus den Boxen. Nur Mustaines Stimme geht ein wenig unter, aber Megadeth machen zu jeder Zeit klar, worum es hier geht. Jahrhundert-Riffs, grandiose Songs und gnadenlose Gitarren-Duelle. Es spottet jeder Beschreibung, wie sich Mustaine und der Jag Panzer / Nevermore – Gitarrist Chris Broderick am Ende von „Hangar 18“ gegenseitig übertreffen und sich dabei fast die Finger verknoten. Der erste absolute Höhepunkt ist natürlich „A Tout Le Monde“ mit dem 2000-Mann Chor des inzwischen zu 95 % gefüllten Huxley’s. Zwischendrin streut Mustaine immer mal wieder kurze Ansagen ein, doch die Band lässt definitiv lieber die Musik sprechen. Das klassische Intro von „Symphony Of Destruction“, das Dave unnachahmlich durch seine zusammengebissenen Zähne presst, erschallt, doch seltsamerweise gehen die Fans hier nicht so steil, wie z.B. kurze Zeit später bei „Peace Sells“, dass den offiziellen Teil des Gigs beschließt. Während die Band kurz verschnauft kreieren die Berliner Fans einen neuen Megadeth-Sprechchor: Ein einzelner ruft „Mega-“ und alle anderen „Deth!“, was laut Mustaine, noch kein Publikum gebracht hat und sich vor allem hinter der Bühne wie „Deth! Deth! Deth!“ anhöre. Aber egal, genug gescherzt! Mustaine knallt uns „Burnt Ice“ vor den Latz bevor mit „Holy Wars“ der letzte Song des Abends folgt, wo natürlich noch mal die Saiten qualmen und Drummer Shawn Drover (Eidolon) vor Ekstase fast von seinem Kit fällt.
Nach 14 (!) Jahren Abwesenheit hat es Megadeth den Berlinern noch einmal richtig gezeigt, die Band befindet sich musikalisch in absoluter Hochform. Die Bühne ist schon groß und geräumig, die Lichtshow war opulent und hat die Musik jederzeit dezent unterstützt. Chris Broderick und Dave Mustaine setzen Maßstäbe in Sachen Gitarrensoli und Bassist James LoMenzo hat die Basslinien, die Background-Chöre und den Kontakt zum Publikum im Griff. Ein gelungenes Konzert, abgesehen von den völlig deplatzierten Mercenary und den Eintritts- und Merchandise-Preisen.
01. Sleepwalker
02. Take No Prisoners
03. Wake Up Dead
04. Skin O‘ My Teeth
05. Washington Is Next!
06. Kick The Chair
07. In My Darkest Hour
08. Hangar 18
09. Gears Of War
10. A Tout Le Monde
11. Tornado Of Souls
12. Ashes In Your Mouth
13. Never Walk Alone
14. Symphony Of Destruction
15. Trust
16. Peace Sells
17. Burnt Ice
18. Holy Wars
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