Dieser Mann ist einfach eine Legende. Anfang der Achtziger gründete er Mercyful Fate und startete im Handumdrehen eine Metal-Revolution. Seine exaltierte Bühnenshow in der Tradition der Alice Cooper-Konzerte und vor allem sein durchdringender Kopfstimmengesang beeinflusste ganze Generationen von Musikern. Im neuen Jahrtausend hatte Kind Diamond allerdings mit harten gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, eine OP am offenen Herzen inklusive. Seit dem Comeback 2012 tastet sich der gute Kim Bendix Petersen wieder an regelmäßige Liveauftritte heran, immer vor dem Hintergrund seines bekannten Perfektionismus', der ihm mittelmäßige Shows verbietet. Außerdem kann man davon ausgehen, dass 95% der heute Anwesenden noch niemals in den Genuss einer King Diamond-Show gekommen sind, die Vorfreude steigert sich also schon vorm Haupteingang ins Unermessliche.
Der erste Hammer erwartet die ca. 1.000 Besucher dann bereits am Eingang. 40 Euro für den Einlass zur Show sind schon ein ordentliches Pfund, was auch nicht durch eine coole Vorband ausgeglichen werden kann: Es gibt einfach keine. So weit, so ärgerlich.
So präsentiert sich die Bühne bis zum Start des Konzerts von einem schwarzen Vorhang verhüllt, der dann auch erst mit dem Erklingen des Intros fällt und einen Blick auf den gigantischen Bühnenaufbau preisgibt. Hinter einem barocken Zaun bettet ein Gruselschloss den Drumriser ein. Laufstege hinter dem Schlagzeug, umgedrehte Kreuze und Galgen-ähnliche Lichtstative komplettieren das Bild. Zum Einstieg kredenzt und der King "The Candle" und den ersten Megahit "Sleepless Nights" im Doppelschlag und sofort fällt der bombastische Sound auf. Ordentlich laut, sehr differenziert abgemischt und mit donnerndem Schlagzeug klingen die Songs ein ganzes Ende härter als auf Platte.
Nach dieser Eröffnung wird das Publikum erst einmal vom King begrüßt, der sogleich auf seine Halsprobleme hinweist. Guter Witz - das Falsett des Meisters klingt während der kompletten Show außerordentlich klar und durchdringend, dabei allerdings in keinem Moment nervig oder gar störend. Dabei wird Petersen allerdings auch von seiner fantastischen Backing-Band unterstützt. Zotteltier Mike Wead und Trockenpflaume Andy LaRoque schreddern ihre Riffs unnachahmlich ins Auditorium, während Matt Thompson an den Drums wie eine Maschine für allseits wuchtigen Groove sorgen kann. Am Bass gab es wenige Tage vorm Konzert noch eine Umbesetzung: Hal Patino hat seine Teilnahme an den Europashows zurückgezogen und lieferte sich über die sozialen Netzwerke eine veritable Schlammschlacht mit seinem Chef. Der wiederum hat den Schweden Pontus Egbe verpflichtet, der sich nahtlos ins Bandgefüge einführen kann. In Schweden scheint es irgendwo ein Nest für solche Typen zu geben. Lange Locken, muskulös... Wir männlichen Metalheads beschreiben Mucker wie ihn mit: "Sieht aus wie ich, wenn auch nicht ganz so gut."
Jedenfalls ist schon nach wenigen Songs klar: Heute passt einfach alles. Die Songauswahl ist zwingend und mit einem tollen Spannungsbogen gewoben. "Welcome Home" und "At the Graves" werden schon zu Beginn der Show verbraten, bevor bei Halbzeit die Mercyful Fate-Überklassiker "Evil" und "Come to the Sabbath" gespielt werden, die sicherlich zu den absoluten Höhepunkten des Sets zählen dürften. Zwischendurch wird die Bühne immer mal wieder von mittelalterlichen Gruselgestalten heimgesucht, selbst die Roadies sind in dunkle Mönchskutten gekleidet. "Eye of the Witch" beschließt dann nach gut 70 Minuten das reguläre Set. Natürlich lässt sich der King nicht lang zur Zugabe bitten, "The Family Ghost" und "Black Horseman" mobilisieren noch einmal die letzten Reserven des völlig steil gehenden Publikums. Mit einer amtlichen Hexenverbrennung verabschiedet sich die Band bei dem Titel "Cremation" von der Bühne.
Zurück bleibt ein rundum zufriedenes Publikum, glückliche Gesichter und heisere Beifallsbekundungen sind überall zu sehen und zu hören. Gerade stimmlich sind einige Konzertbesucher ziemlich angegriffen, offensichtlich haben sie versucht mit der Kopfstimme von King Diamond mitzuhalten - ein gänzlich hoffnungsloses Unterfangen. Trotz der gepfefferten Eintritts- und Merchpreise kann an diesem Abend nur ein Fazit gezogen werden: THE KING IS BACK!
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evil