Aber bevor das Urgestein auf der Bühne sein Unwesen treibt, durften mir und den restlichen 120 Anwesenden drei Berliner Bands den Abend versüßen.
Aber vielleicht auch nicht, denn den Auftakt machten gegen 20 Uhr Decision vor gezählten 30 Leuten plus einem Camcorder. Der Auftritt des Quartetts wurde (wahrscheinlich) für eine spätere Veröffentlichung mitgeschnitten und was soll man sagen? Hätten sie es mal lieber auf einen anderen Abend verschoben oder es ganz und gar sein gelassen. Wieso? Ein Sänger, der auf den ersten Blick aussieht wie Jack Black (School of Rock) und auch so agiert, zwei lustlose, aber düster dreinschauende Gitarristen und langweiliges Songmaterial, von dem überhaupt nichts im Ohr hängen bleibt, sind eine miserable Kombination für jede Band. Alles in allem ein mehr schlechter als rechter Start in den Abend.
Umso glücklicher waren dann wohl auch die meisten, als nach 30 Minuten für Decision der Abend gelaufen war und das nächste D in Form von Desolated die Aufgabe übernahm, die auf gut 70 Mann angewachsene Besucherschar zu unterhalten.
Bei weitem komplexer und einprägsamer als ihre Vorgänger gingen die fünf Berliner zu Werke und schafften es mit einem sehr guten und technisch einwandfreien Gig bei mir zu punkten. Pfeilschnelle Death-Metal-Kracher wie Mutilate und Genocide (trotz handelsüblicher Titel herausragende Lieder) sind ideal für Konzerte, das bewiesen auch die zwar wenigen, aber vorhandenen ersten Häupter, die geschwungen wurden und frische Luft in das K17 brachten. Einzig und allein getrübt wurde der Auftritt von der Zurückhaltung des Publikums, das sich auch nicht durch Zuspruch von Sänger Doom aus der Reserve locken ließ. Von mir aus hätten ruhig noch zwei, drei Lieder mehr gespielt werden können, dann wäre sicherlich auch das Eis zwischen Publikum und Band gebrochen, das ist aber leider das Los der Vorband.
Setliste Desolated
Unstoppable Death Machine
A Tomb Forsaken
Afflicted By The Dark Ones
Mutilate
Genocide
Fatal Chain Reaction
Complex Killing
War Of Desolation
Blood Drenched Funeral
Doch schon kurz nach Desolated weht ein anderer Wind. Direkt aus den 80igern kommt eine dicke, vom Alkohol geschwängerte Rauchwolke, Zeit für Raptor, Zeit für Thrash Metal. Der erste Eindruck von Sänger Adrian ließ mich hoffen, ein altes Kreator-Shirt, Lederjacke, großer Bass; na, wenn hier mal wer nicht frühe Aufnahmen von Sodom oder eben jenen Kreator gefunden hat. Nach einem militärischen Schlagzeug-Intro beginnt das Trio seinen mittlerweile erst fünften Gig und von Anfang an hört man das Handicap bei Raptor klar heraus, denn der Gesang war viel zu leise eingestellt und ging fast völlig unter. Aber nur fast, da immerhin einige Fetzen von Adrians Geschrei bei mir ankamen.
Für den fehlenden Gesang entschädigten schlichte, aber eingängige Riffs und drei hoch motivierte Jungs auf der Bühne, die kräftig anfeuerten, angefeuert und von Sprechchören beglückt wurden. Und das zu Recht, denn die Band schaffte es, viele Besucher in Stimmung zu bringen, Mosher zu animieren und veranstalteten selbst eine kleine Party, die mit einem Cover der Beastie Boys abgerundet wurde, zu dem vier Fans die Bühne stürmten und zusammen mit Adrian und Lucas bangten. Gelungen!
Setliste Raptor
Intro + Thrash Is The Law
Hell‘s Gate
We Bow To None
Satan‘s Work Ss Done
Witch
The Lords Of Steel
Alcoholic Rites
Zugabe:
You Gotta Fight (Beastie Boys Cover)
Es ist ungefähr 22.20 Uhr, als König Drosselbart, Paul Speckmann, zusammen mit Gitarrist Alex Nejezchleba und Schlagzeuger die Bühne betritt.
Bereits am Merchandise-Stand erwies sich der Wahl-Tscheche als bodenständiger, sympathischer und ehrlicher Mensch, der gerne zum Plausch bereit ist und auch auf der Bühne die Ruhe in Person ist. Er wirkt in jedem Augenblick gelassen und standhaft, abgesehen von den Momenten, in denen er in die Bühnenmitte stampfte und wie ein Besessener mit dem Gesicht zuckend seinen Bass malträtiert. Die Bandmitglieder waren technisch über alle Zweifel erhaben und beherrschten ihre Instrumente, wie die eindrucksvollen Soli von Alex und Zdenek bewiesen, die die beiden anderen Musiker als verdiente Verschnaufpause nutzten. Nach den bisherigen 10 Tourtagen sind Master perfekt aufeinander eingespielt, sodass ein Death-Metal-Hammer nach dem anderen zielsicher in Berlin niedersaust.
Gegen 23.50 Uhr beenden Master mit Special Skills einen angenehmen Abend im kleinen Kreise und verbuchen auf ihrem Konto 80 Minuten Spielzeit inklusive 2 Zugaben und eine Menge glücklicher Fans.
Setliste Master
Master
Shoot To Kill
Slaves To Society
Judgement Of Will
Submerged In Sin
All We‘ve Become
You‘ll be Blamed
Unknown Soldier
Funeral Bitch
Mangled Dehumanization
The Final Skull
Whatever, Wherever, Forever
Let‘s Start A War
Special skills
Kommentare