MG: Erstmal muss ich dir zu der großartigen Demo gratulieren. In diesem Jahr habe ich bisher wenig gehört, das mich im Thrash-Bereich ähnlich mitgerissen hat. Wie verliefen die Aufnahmen zu eurer dritten Demo? Das Ganze klingt auch schon recht professionell in meinen Ohren.
Infernal Destroyer: Vielen Dank, die Aufnahmen zur Witchhunter Demo liefen zu Beginn sehr schleppend, da wir Probleme hatten, die Termine günstig zu legen. Aufgenommen haben wir die drei Stücke innerhalb einer Woche, nur der Bass wurde einige Zeit später aufgenommen. Das Mastering und Abmischen dauerte allerdings länger als erwartet. Da wir alle noch die Schulbank drücken, hatten wir auch nicht jeden Tag Zeit, uns ins Studio zu begeben und dort an den Liedern zu arbeiten. Das Intro zur Demo entstand deshalb auch nicht im Studio, sondern am heimischen Computer. Mit den Stücken und dem Sound sind wir im Endeffekt jedoch sehr zufrieden, was sicherlich auch an der guten Zusammenarbeit mit den Technikern des Q1-Studios liegt. Es gibt auch schon aktuelleres Material, das nächste Release wird also nicht lange auf sich warten lassen, egal, ob es wieder eine Demo oder diesmal ein volles Release werden wird.
MG: Wie waren die bisherigen Reaktionen auf eure Demo?
ID: Die Reaktionen auf die Demo waren im Großen und Ganzen überwältigend! Vor allem in Internetforen wie „Thrashers Germany“ fanden wir großen Anklang, da die Musik auf der Scheibe anscheinend genau in die dort gefragte Kerbe fällt. Aber auch außerhalb solcher Foren und auch außerhalb Deutschlands haben wir sehr gute Reaktionen geerntet, was uns sehr freut! Die ersten 66 Exemplare waren schnell ausverkauft - weshalb wir mit der „Produktion“ weitergemacht haben. Schlechte Kritiken haben wir diesmal tatsächlich überhaupt keine bekommen, sondern nur gute und sehr gute. Wer etwas Genaueres lesen möchte, kann dies auf unserer Homepage unter „Reviews“ tun!
MG: Ist eure Demo noch zu haben oder sind alle Kopien bereits unters Volk gebracht?
ID: Die Witchhunter Demo ist restlos ausverkauft! Allerdings wird dieses Jahr, eine auf 500 Stück limitierte Split, mit den Jungs von Eliminator aufgenommen und als 7“ EP bei Anger of Metal Records veröffentlicht.
Eliminator sind mit Ihren Aufnahmen so gut wie fertig und wir einigen uns gerade auf ein Cover. Welche Lieder von uns auf die Split kommen, steht noch nicht fest!
MG: Wenn man sich die Texte der „Witchhunter“ Demo anschaut, sticht das Thema „Hexenverfolgung“ u.a hervor, was inspiriert dich daran?
ID: Die Inquisition und besonders die Hexenverbrennung ist ein höchst interessantes Thema. Die Brutalität und der unglaubliche Hass, der in der damaligen Zeit existierte, hat mich fasziniert. Nicht nur die Art, wie den Ketzern damals buchstäblich „die Hölle heiß gemacht“ wurde, sondern auch der Grund für die vorherrschende Angst und Wut, die seine Opfer forderte. Fakt ist jedenfalls, dass das Zeitalter der Inquisition eine Ära voller Mord, Tod und Folter war. Ideale Voraussetzung für einen Demo-Titel und auch für Textthemen.
Gerade der Titel mag sehr nach Klischee und vielleicht auch ausgelutscht klingen, aber das ist es doch, worum es geht, oder?
MG: Nach drei Demos dürfte es schon Zeit für ein Album sein, stehen diesbezüglich schon Pläne fest?
ID: Pläne gibt es natürlich, genügend Material wäre auch vorhanden, allerdings wollten wir unser erstes Album gerne über ein Label vertreiben und nicht wieder selber rausbringen, weshalb wir die aktuelle Demo auch zu Promo-Zwecken verwenden wollen und schon einige verschickt haben, um die Labels (und auch Konzertveranstalter) auf uns aufmerksam zu machen. Die Selbstproduktion ist nicht nur anstrengend, sondern macht auch nicht so viel her wie eine gepresste CD oder Vinyl; dass ein Album so auch längst nicht so viel Beachtung (z.B. durch Werbung) erhält, dürfte klar sein.
MG: Bei den bisherigen Veröffentlichungen dürften Labelanfragen ja hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen. Ich habe mir erst vor wenigen Tagen wieder mal das Debüt von Exodus angehört und da sind mir einige Parallelen zu Ketzer aufgefallen, würdest du die Band auch als ein Einfluss für dich/euch sehen? Außerdem kamen mir die Namen Desaster und Nocturnal in den Kopf.
ID: Klassiker wie das angesprochene Exodus-Debüt sind natürlich ein großer Einfluss für uns, was allerdings eher unbewusst passiert – so etwas kommt automatisch. Genauso verhält es sich mit anderen Klassikern aus den 80ern, wie den großen Drei aus Deutschland, oder auch Bands wie Possessed etc.; aber eben auch viele alte Black-Metal-Legenden finden sich in unserem Sound wieder. Ich denke, dass dies anders gar nicht ginge, da wir selbst verdammte Heavy-Metal-Fans sind und uns das Zeug durch die Ohren jagen – da muss sich das doch irgendwie in unserer eigenen Musik wiederfinden. Dennoch: Wir persönlich orientieren uns an keiner besonderen Band bewusst – wir versuchen einfach nur, gute Lieder zu schreiben, mit der Absicht, dir die Birne wegzublasen! Bei Nocturnal und Desaster liegst du auch nicht falsch, dass es zur heutigen Zeit noch solch starke Bands gibt, geht auch an uns nicht spurlos vorbei – ein weiterer Name, der mir einfällt, ist Deströyer 666, an deren Produktionen wir uns für den Klang der Demo versucht haben, zu orientieren. Ich spreche hier aber nur vom Geschmack der Bandmitglieder, der bei solchen Bands zusammentrifft; wie sich das Ganze anhört – darüber sollen andere Leute urteilen, nicht wir.
MG: Wenn ich mir eure Promo-Fotos anschaue, sehe ich fünf, noch recht junge, Metalheads, wo liegt ungefähr euer Durchschnittsalter? Und wie kommt man da auf die Idee, reinrassigen Thrash Metal der alten Schule zu spielen?
ID: Das Durchschnittsalter bei Ketzer liegt zwischen 17 und 18. Wie wir auf die Musik kamen, weiß ich selber nicht mehr genau. Allerdings kommt sicherlich jeder, der Musik hört, auch einmal auf die Idee, selber welche zu machen. So auch bei uns! Da wir alle auf Metal der alten Schule abfahren, gerade auf Thrash und Black Metal aus den Anfangstagen, ging kein Weg dran vorbei, etwas in dieser Richtung zu machen.
MG: Was mir, neben der Musik, auch noch an der CD gefiel, war das gezeichnete Cover. Also entweder mögt ihr genauso wenig wie ich die mit Photoshop gemachten Bilder oder hattet kein Geld für ein solches „Artwork“.
ID: In gewisser Weise trifft beides zu! Ein Photoshop-Cover käme für uns absolut nicht in Frage, da so ein Teil einfach nicht zu unserer Musik passen würde! Mit der Hand gefertigte Cover haben doch einen sehr viel größeren Charme als dieser Design-Einheitsbrei, der zu 99% ganz einfach beschissen aussieht. Das Cover sollte zur Musik passen, roh und ungeschliffen und nicht glatt und glänzend.
Trotzdem war das Witchhunter-Cover nur eine Notlösung, da wir für das Cover einer Demo keine Unsummen ausgeben wollten (das Geld hätten wir auch gar nicht gehabt).
Also haben wir das einfach selbst erledigt, und letztendlich passt es ja auch recht gut zum Thema, auch wenn das Ganze alles andere als professionell aussieht - was es aber auch gar nicht muss, da es sich ja um eine Demo handelt.
MG: Wie stehst du zu Klischees, gehören Stereotypen zum Metal? Bier, Kutte, lange Haare und Krach?
ID: Diese Klischees gehören natürlich dazu! Wer etwas anderes behauptet, hört keinen Metal. Die Frage ist, inwiefern man diese Klischees erfüllen muss, um ernst genommen zu werden, und das ist immer unterschiedlich. Natürlich sieht jemand mit Haaren bis zum Arsch und einer Kutte, der man die 20 Jahre ansieht, die sie auf dem Buckel hat, sehr viel mehr „metal“ aus als ein Kurzhaariger mit Baggy-Jeans. Es liegt in der Natur des Menschen, dass man vorschnell urteilt, und so wird die zweite Person schnell als Poser abgestempelt.
Ich persönlich kann nicht verstehen, wieso man aussieht wie ein Mode-Designer, wenn einem der ganze Metalkram wichtig ist, aber es soll tatsächlich Leute geben, die auch mit kurzen Haaren und Baggy-Jeans ernstzunehmende Heavy-Metal-Maniacs sind!
Ich persönlich habe aber nur sehr wenige getroffen.
MG: Ihr habt euch dem „Eternal Kult of Underground Heavy Metal“ verschrieben. Welche, sagen wir, 6 Alben würdest du persönlich als Kapitel in der Metal-Bibel nennen, die jeder Kuttenträger zumindest zehnmal gehört haben muss?
ID: Bei solchen Fragen kann man eigentlich nur die absoluten Klassiker nennen, da alles, was aus den 80ern rausgeht und in extremere Gebiete übergreift, persönlicher Geschmack wäre. Von daher die üblichen Verdächtigen:
-Celtic Frost - To Mega Therion
-Judas Priest - Defenders Of The Faith
-Bathory - Bathory
-Destruction - Eternal Devastation
-Possessed - Seven Churches
-Black Sabbath - Sabotage
MG: Ich danke dir für dieses ausführliche und sehr interessante Interview, die letzten Worte gehören dir.
ID: Auch ich bedanke mich für das Interview! Ich hoffe, man trifft sich mal, um ein paar Bierchen zu kippen. Besucht unsere Konzerte und feiert Heavy Metal, Prost!
Ketzer sind:
Infernal Destroyer – Vocals
Executor – Gitarre
Sinner – Gitarre
Necroculto – Bass
Destructor – Schlagzeug
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