Uuuhh, da hätten sich die hessischen Frohnaturen einen wirklich besseren Abend für ihr Konzert aussuchen können. Tankard haben an diesem Freitagabend ordentlich Konkurenz: Saxon/Skid Row, Terror/Comeback Kid, Lacuna Coil, Dying Fetus und Solstafir gastieren am 14.11. in Berlin, dazu findet parallel das Fußballspiel des Jahrhunderts (Deutschland gegen Gibraltar) statt. Wenigstens das Gekicke wird von Fußball-Maniac Gerre ab und zu als Liveticker ins Bühnengeschehen mit eingebunden!
Doch vor den Frankfurter Würstchen gibt es die Berliner Currywurst. Space Chaser aus der Hauptstadt entern die Bühne und brauchen handgestoppte 3,2 Millisekunden bis der Motor auf Hochtouren läuft und die Uffta-Uffta-Maschine angeschmissen wird. Die Thrash-Horde hat 2014 ihr erstes Full-Length-Album WATCH THE SKIES veröffentlicht, das sie an diesem Abend natürlich ausführlich vorstellen. "Thrashhold" und das fette "Predator" werden ohne Rücksicht auf Verluste gezockt, aber alle Songs können mit permanent hohem Speed und feinen Strukturen überzeugen.
Außerdem jubelt jedes Old-School-Herz angesichts der sauber aufeinander abgestimmten Soloduelle der GItarristen Martin und Leo. Auch Front-Sirene Siggi verdient sich ein Extra-Lob für geile Kopfstimmeneinlagen und agiles Stageacting. Übrigens hat die Truppe auch eine ordentliche Anhängerschaft dabei, die von Anfang an für eine geile Stimmung und einen kleinen Pit sorgt!
Eine geschmackvolle Auswahl von Coverversionen zeichnete das Berliner Quintett übrigens auch schon immer aus. Das BiNuu bekommt allerdings nicht "Agents Of Steel" (Nooooiiiiiinnnnn!!!!), sondern das endfette "Caught In A Mosh" (Yeeeeahahhhh!!!) von den New Yorker Veteranen Anthrax kredenzt. Als Zugabe gibt es sogar noch einen neuen Song: "Skate Metal Punks". Toller Anheizer. Hut ab!
Nach einer erfreulich kurzen und natürlich Bier-getrübten Umbaupause startet dann die hessische Beer-Metal-Legende Tankard mit dem Uralt-Klassiker "Zombie Attack" in ihr Set. War der Sound bei Space Chaser noch nicht ganz ausdefiniert, so steht die akustische Abstimmung jetzt wie eine Eins! Sänger Gerre ist toll bei Stimme und krakeelt ohne Pause Hits wie "Need Money For Beer" oder "The Morning After". Seine Band ballert dazu mit der Erfahrung von 30 Bühnenjahren unablässich und ultrapräzise. Tankard sind immer noch in Orginalbesetzung unterwegs und das ist bei Gerre, Frank, Olaf und Andy definitiv hörbar!
Übrigens hat auch die hessische Legende ein neues Album am Start: REST IN BEER, von dem auch der Titelsong und das mächtige "Fooled By Your Guts" gezockt werden. Allerdings ist es wirklich unfassbar, welches Hit-Arsenal die Band inzwischen zur Verfügung hat: "Stay Thirsty", "Die With A Beer In Your Hand" oder "Chemical Invasion" führen zu einem ordentlichen Pit und kaputt gebrüllten Stimmbändern. Ein Übersong wie "Slipping From Reality" steht heute nicht einmal auf der Setlist, dafür aber der relativ neue Brecher "Rapid Fire" (Nein, nicht von Judas Priest).
Inzwischen ist nicht nur das BiNuu, sondern auch ein Großteil des Publikums rammelvoll und feiert die Songs ab ohne Ende. Nach gefühlten 17 Minuten Konzert ist mit "Freibier" erst einmal Schluss aber zum Glückgibt es noch die Zugabe: "The Party Ain't Over Til We Say So" (Songtitel des Jahrhunderts), "A Girl Called Cerveza" und natürlich "döbdedö" bzw. "Empty Tankard". Alle Nacken gebrochen, alle Trommelfelle zerfetzt. Nichts zu meckern!
Die vier Urgesteine von Tankard sind übrigens reine Feierabendmusiker und gehen unter der Woche geregelten Jobs nach. Eigentlich unverständlich, denn in der Form können sie jeden schlagen!!! Oder weniger martialisch: Die Band muss keine Vergleiche scheuen, kein Wunder bei diesem Sack voll geiler Songs und vor allem bei dieser Performance.
Nur Sänger Gerre gibt etwas Anlass zur Sorge, denn der Gute scheint derzeit eine Wiederaufbaukur für Plautzen zu absolvieren. Vor 2-3 Jahren sah der Mann schonmal deutlich abgespeckter aus. Allerdings macht das keinen Unterschied für sein Stageacting, denn Gerre scheint auf der kleinen Bühne förmlich zu explordieren.
Es bleibt festzuhalten: Tankard trinken Bier, machen Spaß und sind immer eine Reise wert, Space Chaser sind aktuell echt heißer Scheiß und das BiNuu (das frühere Kato) macht nach dem Umbau ordentlch was her. Geiler Abend.
Setlist Space Chaser
Loaded To The Top, Thrashold, Watch The Skies, Interstellar Overlords, Predator, Decapitron, Space Chaser, Caught In A Mosh (Anthrax Cover), Waste Crawler, Skate Metal Punks
Setlist Tankard
Zombie Attack, Need Money for Beer, Fooled By Your Guts, The Morning After, Not One Day Dead (But One Day Mad), The Beauty and the Beast, Stay Thirsty!, Rapid Fire (A Tyrant's Elegy), Rules for Fools, Maniac Forces, Die with a Beer in Your Hand, Minds on the Moon, R.I.B. (Rest In Beer), Rectifier, Chemical Invasion, Freibier, The Party Ain’t over ‘Til We Say So, A Girl Called Cerveza, (Empty) Tankard
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Steppo