23.01.2015 - Alpha Tiger, Stallion & Evil Invaders im Cassiopeia, Berlin

Der Underground lebt! Drei junge Bands ziehen durch die Republik, spielen schweißtreibende Shows in kleinen aber feinen Clubs und leben einfach nur den Metalspirit!! So - und nicht anders - kann man die Show von Alpha Tiger, Stallion und den Evil Invaders zusammenfassen.



Damit dies nicht der kürzeste Konzertbericht aller Zeiten wird, gibt's jetzt die Langform:



Universal Mind aus Berlin eröffnen den Abend mit sehr progressivem, aber auch eingängigen Modern Metal. Die Formation besteht aus Mitgliedern unterschiedlichster Herunft, die sich in der Multi-Kulti-Metropole Berlin zwangsläufig zusammengefunden haben. Irgendwelche Kommunikationsprobleme sind bei den Musikern allerdings nicht auszumachen: Die vertrackten Rhythmen gehen locker von der Hand, die Satzgesänge sitzen und Gitarrist Eugen Caberra mit einem wunderbar ausdefinierten Solospiel überzeugen. Außerdem gewinnt Drummer Adan Bonilla schon bei den ersten beiden Songs das goldene Abgeh-Zäpfchen für bedingungsloses Ausrasten auf der Bühne! Dennoch bleiben die Reaktionen aus dem Publikum noch etwas verhalten, was allerdings an der frühen Stunde liegen dürfte. Vielleicht sind die überlangen Kompositionen der Truppe einen Ticken zu progressiv für den Kontext der Veranstaltung. Trotzdem: Hut ab, Universal Mind!



Was danach bei den Evil Invaders abgeht, spottet allerdings jeder Beschreibung. Old School as fuck knattern die Belgier mit ihrem Hyperspeed-Metal los und verzichten großzügig darauf, irgendwelche Gefangenen zu machen. Wirklich jeder Song kratzt an der Lichtgeschwindigkeitsgrenze und Sänger Joe geifert und kreischt sich durch seine wundervoll bekloppten Texte, als wäre er direkt aus den mittleren 80ern hergebeamt worden. "Driving Fast" (natürlich!), "Fast, Loud & Rude" (was auch sonst!!!) und als Sahnehäubchen das Exciter-Cover "Violece & Force" reißen das Berliner Publikum aus den Schuhen. Es wird gemosht, mitgebrüllt und geheadbangt als gäbe es kein Morgen. Evil Invaders sind wirklich eine Party-Band vor dem Herrn, die man sich zwar vielleicht nicht am heimischen Kamin auflegen würde, aber für den "Live-Band des Jahres"-Award haben die Belgier deutlich vorgelegt. Ihre Debüt-LP Pulses Of Pleasure ist gerade frisch veröffentlicht worden, also: Anchecken!



Unglaublicherweise gelingt es den danach aufspielenden Stallion das Niveau zu halten. Die Süddeutschen legen zwar auch ein ordentliches Tempo vor, würzen ihre Mélange allerdings mit deutlich hörbaren Glam-Einflüssen. Vor allem die Bandhymne "Wild Stallions" kann durch erstklassige Ohrwurm- und Mitsingqualitäten überzeugen. Sänger Pauly läuft zwar tatsächlich mit Eyeliner rum, liefert aber ansonsten eine fehlerfreie Leistung und besticht mit einem guten Draht zum Publikum. Auch Stallion haben gerade erst ihr erstes Album Rise and Ride in die Regale gestellt, aber auf der Bühne wirkt die Truppe, als würden Sie seit Jahren in der Konstellation zusammenspielen. Vor allem die Gitarristen Äxxl und El Gigante (wird langsam mal Zeit für eine Pseudonymprüfstelle - d. Red.) verstehen sich offenbar blind unnd ergänzen sich vor allen Dingen optimal, sodass eine zeitweise eine richtige Soundwand entsteht. Natürlich huldigen auch die Hengste mit einer Coverversion ihren Idolen: Rock Goddess mit "Heavy Metal Rock'n'Roll". Amen!



Dabei steht der eigentliche Konzerthöhepunkt noch bevor: Alpha Tiger feiern die Veröffentlichung ihres neuen Longplayers iDentity mit eine Reihe von Headliner-Konzerten. Allerdings haben die Supportbands gigantisch vorgelegt, aber den Freibergern ist nicht ein Deut Nervosität anzumerken. Sie starten mit dem Klassesong "Lady Liberty" in ein Set, das der Meute vor der Bühne den Rest gibt. Dabei setzen die Sachsen weniger auf ultraeingängige Party-Songs wie ihre beiden Vorgänger, sondern können mit sehr musikalischen, durchdachten Kompositionen brillieren. Im Metal Guardian-Interview (demnächst in unserer Artikel-Section) hat Gitarrist Peter Langforth die Mucke der Band als "Thinking-Men"-Metal beschrieben und das ist definitiv hörbar. Am ehesten ist die Mucke der Jungs mit Queensryche oder Fates Warning zu vergleichen, aber Alpha Tiger gehen ihren eigenen Weg und präsentieren sich bei ihren neuen Songs ("We won't take it anymore") durchaus modern. Trotz ihres Anspruchs zur Weiterentwicklung wirkt das gesamte Konzert wie aus einem Guss. Fast schon zu früh gehen die Freiberger nach "Black Star Pariah" von der Bühne. Aber natürlich haben auch die Sachsen noch ein Cover-Ass im Ärmel: Gemeinsam mit Stallion-Sänger Pauly schmettert die Band den Helloween-Klassiker "I Want Out" und beschließt damit einen tollen Konzertabend.



Wie oben schon geschrieben: Der Underground lebt! Das Cassiopeia war mehr als gut gefüllt, die Stimmung spätestens ab der zweiten Band auf dem Siedepunkt. Offensichtlich verlangt der gemeine Metalhead nach ein paar frischen Impulsen und die können nur von jungen, hungrigen Bands kommen. Deswegen ein ganz klares Lob an alle Beteiligten und die Aufforderung an euch: Besucht solche Shows, wann immer ihr könnt. Und kauft ein T-Shirt!



P.S. Danke an Tompa und das Cassiopeia-Team für die tolle Unterstützung an dem Abend!

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