Setzt euch! Macht euch bereit zum Eintauchen! Oceanwake aus Finnland nehmen euch mit auf eine rund 43-minütige Reise, während der man das Zeitgefühl wirklich ad acta legen kann.
Vor zwei Jahren konnten die Mannen aus dem Küstenstädtchen Luvia bereits mit ihrem Debütalbum Kingdom überzeugen. Der eingeschlagene Weg wurde in den vergangenen Monaten spürbar zementiert, denn Oceanwake verknüpfen auf ihrem zweiten Longplayer traumwandlerisch die unterschiedlichsten Einflüsse. Dabei klingen die vier (!) überlangen Songs trotzdem jederzeit konsistent und absolut eigenständig. Das Songwriting ist gut durchdacht, die Spannungsbögen sind elegant verwoben und zu keiner Zeit schleichen sich Längen in den Hörgenuss ein.
An dieser Stelle ist es daher unnötig einzelne Songs aus diesem Gesamtkunstwerk herauszupicken. Der Opener "Parhelion" überzeugt mit Jazz-Versatzstücken von Drummer Mikko Kulju, "Avanturine" streift den druchaus eigenen finnischen Black Metal-Sound und "Ephemeral" überzeugt mit intellegenten Pausen, die den Flow wunderbar unterbrechen und den Hörer so aus seiner Trance reißen.
All das findet ausschließlich in Saint Vitus-artigem Lavatempo statt, welches die hypnotische Wirkung der Musik noch einmal verstärkt. Die Gitarristen Martti Koski und V-V Laaksonen erzeugen mit lieblichen Melodien und dicken Riffs eine ungeheure Tiefe und Sänger Eero Haula überzeugt mit männlichen Screams und Grunts, die auch ein Mikael Åkerfeldt nicht dicker hinbekommt. Ab und an überrascht Haula auch mit einem wunderschönen und dennoch sehr eindringlichen cleanen Gesang, der tatsächlich an Pothead erinnert. Die sehr wuchtige und organische Produktion passt ebenfalls wie der berüchtigte Arsch auf seinen Eimer.
Es fällt wirklich schwer, an dieser tollen Platte einen Kritikpunkt zu finden. Sicherlich ist die Musik nicht partytauglich und wird live definitiv keine Moshpits provozieren. Hin und wieder wäre etwas mehr Geschwindigkeit nett gewesen und das Cover hätte vielleicht etwas mehr Inspiration verdient gehabt. Andererseits machen Oceanwake nicht den Eindruck, als wäre irgendetwas an dieser Scheibe zufällig entstanden. Deshalb kann man den Jungs nur zu einem tollen Album mit Hirn und Tiefgang gratulieren! Wer mit Cult Of Luna, Opeth, Pink Floyd, Isis, King Crimson, My Dying Bride oder Neurosis etwas anfangen kann, sollte unbedingt ein Ohr riskieren!
Bewertung
Songwriting: 3/4
Sound: 4/4
Innovation: 2/2
Design: 1/2
GESAMT: 10/12
Band
Martti Koski - Guitars
Mikko Kulju - Drums
V-V Laaksonen - Guitars, vocals
Jarkko Mäkelä - Bass
Eero Haula - Vocals
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