30.04.2015 - PRONG im C-Club, Berlin

In den Neunzigern hätten es Prong fast geschafft. Ungefähr zur Mitte des Jahrzehnts hatte Mastermind Tommy Victor bereits einige Hits gelandet, war bei dem Majorlabel Epic Records unter Vertrag und hatte ein ziemliches starkes neues Album am Start. Doch der Titel Rude Awakening sollte sich tragischerweise als böses Omen erweisen. Epic droppte die Band, folgerichtig erzielten die neuen Songs kein Airplay und die Band löste sich frustriert auf.



Die Reunion folgte glücklicherweise 2002. Seitdem hauen die Gezackten regelmäßig gute Album raus und touren sich in den letzten Monaten auch wieder ordentlich den Arsch ab. Tommy Victor scheint vom Söldner-Leben als Gitarrist bei Danzig oder Ministry wirklich genug zu haben und so gastiert seine Band bereits zum dritten mal in den letzten 13 Monaten in Berlin. Gerade die Show im November 2014 als Support von Overkill scheint das Interesse an Prong nochmals geschürt zu haben, denn der C-Club ist angenehm zu etwa zwei Dritteln gefüllt.



Bedauerlicherweise halten sich die Zuschauer bei der ersten Vorband Hark relativ zurück. Einige Headbanger stehen zwar schon vor der Bühne, aber der energiegeladene Gig des Waliser Trios hätte eigentlich etwas euphorischere Reaktionen verdient gehabt. Vor allem Gitarrist und Sänger Jimbob Isaac (ex-Taint) kann mit seiner dicken Stimme, noch dickeren Riffs und erstklassigem Solospiel überzeugen. Doch auch seine Band hat ihren Applaus redlich verdient, denn die Rhythmussektion groovt wie Hölle durch schwer rockende Sludge/Stoner-Songs à la "Sins On Sleeves". Auf jeden Fall haben sich Hark ihren zum Ende dankenswerterweise stärker werdenden Applaus redlich verdient.



Vorband Nummer zwei kommt aus Belgien und hört auf den wahrscheinlichlich genialsten Bandnamen aller Zeiten: Steak Number Eight. Das junge Quartett aus dem Frittenland setzt ebenfalls auf doomige Sludge-Sounds und garniert diese hin und wieder mit cleanen Grunge-Parts. Die Jungs befinden sich schon fast das komplette Jahr 2015 auf Tour und sind auch dementsprechend gut aufeinander eingegroovt. Bollwerke wie "Dickhead" oder das drückende "Exile Of Our Marrow" zünden also auf Anhieb. Ab und zu würde man sich vielleicht etwas mehr Tempo von den jungen Belgiern wünschen, doch dieser Kritikpunkt rückt tatsächlich völlig in den Hintergrund angesichts der unfassbar kranken Vorstellung von Sänger Brent Vanneste. Obwohl der Mann noch mit seiner Klampfe beschäftigt ist, berserkert er in verzweifelter Raserei über die Bühne als hinge sein Leben davon ab. Sein Gesang pendelt dabei zwischen eindringlichen cleanen Parts bis hin zu völlig bestialischen Screams. Die Leistung des Frontmanns kitzelt nicht nur die ersten wirklichen Publikumsreaktionen des Abends heraus, sie führt auch dazu, dass man sich nach den 35 Minuten Spielzeit noch ein oder zwei Songs mehr wünschen würde! Die jungen Belgier haben die Chance definitiv genutzt.



Punkt 22.00 entern dann Prong die Bühne und versemmeln ihren Einstand gleich mal so richtig. Erstmal zerstört der viel zu laut gemixte Gesang den eigentlich erstklassigen akustischen Eindruck und dann kann die Songreihenfolge zumindestens als fragwürdig bezeichnet werden. "Ruining Lives" ist ein geiler Song, aber ziemlich vertrackt und daher als Opener eher ungeeignet. Das folgende Killing Joke-Cover "Seeing Red" macht zwar Sinn - immerhin hat man erst vor einigen Wochen die Coverscheibe Songs From The Black Hole veröffentlicht - aber so richtig beginnt das Konzert erst mit dem Brecher "Beg To Differ". Dann folgt der Megahit "Unconditional" und Tommy Victor's Axt gibt den Geist auf, womit sämtliche aufkommende Stimmung sofort wieder gekillt wird. Shit happens!



Doch das Trio aus den US of A lässt sich von diesen Startschwierigkeiten nicht irritieren. Bassist Jason Christopher schafft es mit seiner Assi-Prolo-Attitüde irgendwie extrem sympatisch zu wirken, auch wenn das Mikrofon den ein oder anderen Hieb einstecken muss. Drummer Art Cruz ist ein Wahnsinniger, der grinsend und unglaublich taktgenau auf seine Kessel einprügelt und sich nebenbei mit seinem Drumroadie Sticks zuwirft! Doch vorne links an der Bühne steht der eigentliche Chef im Ring: Tommy Victor hat sichtlich Spaß an seiner Herzensband, freut sich über jeden Ruf aus dem Publikum und kickt ansonsten imaginäre Gegner durch die Luft. Dabei zockt er eine dermaßen tighte Rhythmusgitarre, dass nur handgezählte zwei Spielfehler etwaige Playback-Unkereien zerstreuen können. Gäbe es ein Rhythmusgitarren-Ranking, stünde Tommy Victor mit James Hetfield und Jon Schaffer sicherlich ganz oben auf dem Treppchen.



Auch hinsichtlich der Setlist werden jetzt keine Gefangenen mehr gemacht. Die unschlagbaren Discharge werden gecovert und der Neuzeit-Hit "Revenge... Best Served Cold" leitet eine Finale furioso ein, dass sich gewaschen hat: "Another Worldly Device", "Whose Fist is This Anyway", "Snap You Finger Snap Your Neck" und "Power Of The Damager" fordern die Metalheads, die dem Geprügel auf der Bühne nun auch endlich mit Moshpits und exzessivem Headbanging nachkommen. Das Sisters Of Mercy-Cover "Vision Thing" ist noch einmal eine Gelegenheit zum Durchatmen bevor die Hütte bei dem abschließenden "For Dear Life" endgültig abgerissen wird.



Fazit: Ein toller Abend mit zwei guten Vorbands und einem trotz Startschwierigkeiten überzeugendem Headliner.



Setlist Prong


  • Ruining Lives
  • Seeing Red (Killing Joke-Cover)
  • Beg To Differ
  • Unconditional
  • Eternal Heat
  • Lost And Found
  • Doomsday (Discharge-Cover)
  • Turnover
  • Revenge...Best Served Cold
  • Rude Awakening
  • The Barriers
  • Another Worldly Device
  • Whose Fist Is This Anyway?
  • Snap Your Fingers, Snap Your Neck
  • Power Of The Damager



  • Banned in D.C. (Bad Brains-Cover)
  • Vision Thing (Sisters Of Mercy-Cover)
  • For Dear Life

    Kommentare 2

    • Danke für den Tipp, hab das mal bearbeitet.
    • vision thing ist ein sisters of mercy cover, ansonsten well done