Mit Begeisterung und großem Interesse folgten auch in diesem Jahr wieder viele Besucher dem Aufruf zur 26.th Tattoo Convention in Berlin
Zum 26. Mal fand vom 12. bis 14. August Europas größte Tattoo-Convention auf dem Gelände der Arena in Berlin statt. Mehr als 300 der international besten Tätowierer trugen sich und ihre künstlerischen Qualitäten zur Schau. Über 100 Händler boten dem begeisterten Kunden und kreativen Profi, Tätowierwerkzeuge, Piercings, Schmuck, Bücher Pflegemittel etc. zum Kauf an.
Was 1991 in Berlin als Experiment startete, ist heute ein fest etabliertes Event, was früher noch als Szenemerkmal galt, ist heute, nach 26 Jahren, längst in der Gesellschaft angekommen und akzeptiert. Man könnte wohl unendlich viele Artikel darüber schreiben, wie sich die Kunst des Tätowierens in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten verändert hat. Niemand ist mehr verwundert, wenn Menschen aller Gesellschaftsreihen ihre persönlichen Motive, Hautgravuren mit eigener hoher Symbolkraft auf dem Körper zur Schau tragen. So war es natürlich auch schwierig, Besucher zu finden, die nicht tätowiert waren, denn fast überall blitze minimal das Ende eines Tattoos auf.
Das Interesse und die Begeisterung der Besucher waren groß und ein Surren wie im Bienenstock, tönte aus allen Ecken der Halle. An den Ständen gaben die Kunden, entweder liegend, sitzend, nach vorn oder hinten gebeugt, ihre Körper in die kreativen Hände der im Akkord arbeitenden Artisten, während auf der Hauptbühne Bands spielten, Tattoos prämiert wurden oder die diesjährige Tattoo-Queen zur Wahl stand.
Hier und dort waren auch die schmerzverzerrten Gesichter der zu tätowierenden Kunden zu sehen. Kein Wunder bei fast 3000 Nadelstichen, um die Farbpigmente unter der Haut zu platzieren. Wer aber Tattoos liebt, nimmt den Schmerz in Kauf und für viele ist es nicht das erste Tattoo, sicher auch nicht das Letzte.
Die Vielfältigkeit der Motive war so groß wie Lust, direkt vor Ort den eigenen Traum zu verwirklichen. Von den Ikonen der Musik- und Hollywoodszene, über Fantasiedarstellungen und kleinen Auffälligkeiten bis hin zu polynesischen Traditionsarbeiten, war wieder alles machbar. Nicht wirklich sehr neu, doch immer wieder schön anzusehen. Alles ist möglich, solange sich ein Platz auf der Haut findet.
Traditionelles Tätowieren, im Stil des japanischen Tebori (30-40 cm langer Bambusstock und am Ende ein Bündel Nadeln, das manuell mittels Schlagtechnik unter die Haut gebracht wird) war auch vertreten. Da diese alte Kunst aber sehr zeitaufwendig ist, fanden sich dort nur vereinzelt potenzielle Kunden wieder.
Interessierte die der Idee spezieller 3D-Realistik folgen wollten, wurden leider nicht so recht fündig. Sicher ist dieser Zweig der Kunst noch zu jung, um ihn in breitem Maße zu präsentieren. Ein Trend ist aber schon zu erkennen, denn Ideen und Fragen waren durchaus im Gespräch und auf den nächsten Veranstaltungen sicher im Angebot.
Ein kleines, dennoch erwähnenswertes Highlight, gerade für Neulinge: das Tattoo-Museum. Zwei Räume boten alten Tattoo-Utensilien, die ersten Spulenmaschinen, alten Zeichnungen und schriftliche Geschichte. Kurz, witzig und informell allemal.
Wer sich dann etwas von den ganzen Anregungen und Informationen ausruhen wollte, oder folienbedeckt fertig tätowiert war, fand einen angenehmen Platz im Outdoorbereich bei Kaltgetränken, Bio-Pommes und diversen Aktionskünstlern. Ein Fest für die Augen, sich dem bunten Treiben in Ruhe hingeben zu können. Ob Farbenprächtige oder keine Haare, ob gestylte Asiatinnen, Rastas oder unter die Haut gebrachte Hörnchen, ob Metalfans, Fifties, Sixties oder der ganz normale Tätowierfreund, alles war zu sehen und zu genießen.
Fazit:
Auch wenn für den begeisterten oder neugierigen Besucher die Vielfalt der Veränderungen in der Tattooszene nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist, so bleibt der Respekt für die immerwährende Weiterentwicklung der Kunst und das Können der Artisten in jedem Falle im Gedächtnis. Es ist immer wieder beeindruckend, mit welcher Akribie und Geduld sich ein Tattoo Künstler für die Ewigkeit unter die Haut eines Menschen bringen kann.
Web:
http://www.tattoo-convention.de/
Tipp:
10.12.2016 - 11.12.2016 - Tattoo Festival Berlin 2016
Huxley’s Neue Welt - Berlin
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