Der Metaller ist ein Gewohnheitstier, die Hardcore-Jungs erst recht! Pünktlich zum Jahresbeginn walzt wieder die Persistence Tour über den Kontinent, um bereits den Januar möglichst fett und brutal einzuläuten! Dabei ist das Billing bei der 2017er Ausgabe ziemlich Metal-lastig ausgefallen: Neben den Szene-Legenden Suicidal Tendencies und Agnostic Front sorgen unter anderem auch Municipal Waste und Walls Of Jericho für einen zünftigen Pit.
Letztere verpasst der Metal Guardian ebenso wie die Vorbands aus beruflichen Gründen leider nahezu vollständig. Die letzten Minuten der intensiven Show der Metalcore-Institution aus Detroit machen allerdings klar, dass die Mannen um Frontdame und Energiebündel Candace Kucsulain derbe abliefern - erste Stagediver inklusive. Originalzitat aus dem Publikum: Walls Of Jericho waren "rischteh, rischteh jut!"
Dies gilt uneingeschränkt auch für Municipal Waste, die an diesem Abend sicherlich die Exoten auf dem Billing sind. Unfassbar, wie viele Songs die Virginia-Thrasher in eine halbe Stunde Spielzeit pressen! Cleverweise reiht die Band Hit an Hit: "Beer Pressure", "Headbanger Face Rip", "Sadistic Magician" - alles dabei. Ihre besondere Liebe zum frisch gewählten US-Präsidenten D. Trump bringen die Jungs um Front-Derwisch Tony Foresta mit "I Wanna Kill The President" zum Ausdruck und beweisen damit mal wieder, dass auch bierseliger Hardcore-Crossover politisch sein kann, darf und muss. Das knüppelvolle Astra hat sich derweil entspannt warmgemosht und befindet sich spätestens beim grandiosen Rausschmeißer "Born To Party" auf Betriebstemperatur für die Headliner. Dennoch bleibt festzuhalten: Municial Waste is gonna fuck you up!!!
Bei der Persistence Tour teilen sich im übrigen alle Bands eine Backline, abgesehen von diversen Schlagzeug-Parts. Das führt zu angenehm kurzen Umbaupausen und vor allem zu einem herrlich oldschooligen, spartanischen Bühnenbild. Generell macht die Crew einen herausragenden Job: Sound und Licht sind nahezu perfekt und das bei der ersten Show der Tour!
Ideale Bedingungen also für Szene-Urgestein Nummer 1 von der East Coast, New York City: Agnostic Front. Abgesehen davon, dass das heisere Gebelle von Roger Miret mal wieder völlig unverständlich ist, passt hier einfach alles! Evergreens wie "My Life, My Way", "Peace" und "For My Family" knattern am Fließband durch, aufgelockert durch die ein oder andere neue Nummer. Hardcore-Papst Vinnie Stigma sorgt für die entsprechende Street Credibility und wird dabei von seiner perfekt eingespielten Truppe ordentlich nach vorne gepusht. Besonderes Hightlight der Show ist (natürlich) die Überhymne "Gotta Go", die galant mit einem Massen-Stagedive der anwesenden Ladies eingeleitet wird und die eh schon siedene Stimmung im Publikum endgültig zum Überkochen bringt. Mit einem rasanten Cover von "Blitzkrieg Bop" verneigen sich Agnostic Front vor den Ramones und verabschieden sich nach 50 leidenschaftlichen Minuten von der Hauptstadt.
Schluss ist aber noch lange nicht, denn der Headliner der heutigen Show steht in den Startlöchern. Szene-Urgestein Nummer 2 von der West Coast, Orange County: die Suicidal Tendencies, die mal eben ihr Set mit zwei ihrer größten Hits eröffnen - "You Can't Bring Me Down" und "War Inside My Head". Sofort ist das Publikum da, der Pit brodelt, Haare und Körperteile fliegen durch die Luft. Passend dazu haben die vier Musiker am Bühnenrand offensichtlich Flummies zum Abendbrot gegessen, anders ist das permanente Gewusel nicht zu erklären. Hinter der Schießbude sitzt seit gut einem Jahr bekanntlich Thrash-Gott Dave Lombardo, der mit seinem unnachahmlich eindringlichen Spiel die Performance von ST auf ein ganz neues Level hebt. Absolut überzeugend agiert auch Lead-Gitarrist Dean Pleasants, der bei Songs wie "Subliminal" oder "Cyco Vision" völlig abgefahrene Soli vom Stapel lässt und inzwischen endgültig aus dem Schatten seines Vorgängers Rocky George heraus getreten ist. Über allem zappelt aber natürlich Frontprediger Mike Muir, der zwischen den Songs ausgiebig Lebenshilfe spendiert, um dann bei "Possessed To Skate" zum Bühnensturm aufzurufen. Nach dem abschließenden "Pledge Your Allegiance" steht fest: Die Suicidal Tendencies sind im Crossover das Maß aller Dinge. Fakt.
Wir fassen also zusammen: Knüppelvoller Schuppen, massiv fette Shows, sehr guter Sound, klasse Billing. Ein guter Start ins Konzertjahr 2017!
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