Eine stolze Geschichte können Tormentor bereits vorweisen: 2006 von Sänger und Gitarrist Max Seipke im Alter von 12 Jahren (!!!) gegründet, konnte man sich im ostdeutschen Thrash Metal-Underground ziemlich fix einen Namen erspielen und die ersten Sporen verdienen. Vor fünf Jahren veröffentlichten die Gubener dann ihr Debütalbum Violent World, das auch bei renomierten Magazinen durchaus das ein oder andere Ausrufezeichen setzen konnte. Im Jahre 2017 angekommen wollen die Jungs nun beweisen, dass sie den nächsten Karriereschritt gehen wollen und sich abseits von etwaigen Altersboni in der Szene behaupten können.
Folgerichtig klingen Tormentor auf Morbid Realization durchaus erwachsener, auch wenn sie natürlich ihre ursprüngliche Wildheit beibehalten. Nach dem geschickten Instrumentalintro "Hope", bei dem die Band perlende Cleangitarren durch marschähnliche Drums steigert, geht es gleich mit "Kill With No Excuse" in die Vollen. Allerdings ist dieser Song fast schon der schwächste Titel auf dem Album, da Komposition und Texte eher stumpf daher kommen - ein bisschen nach dem Motto: "Komm, wir schreiben einen Hit". Ihre wahre Klasse zeigen die Gubener mit dem folgenden Titeltrack der Platte, der die Stärken der Band erstmals wirklich zum Vorschein bringt: Dynamisches Songwriting, ausgefeilte Leadgitarren (zum Beispiel in "Walk past Myself") und rasantes Riffing. Trademarks, die auch bei den folgenden Songs ("Burning Empires" oder "Lurks in the Dark") immer wieder auszumachen sind.
Frontmann Max Seipke setzt die musikalische Vorlage erwartungsgemäß einmal mehr erfolgreich um und veredelt das Album mit überaus giftigen und auf den Punkt gesetzten Vocals. Allerdings klingt hier hin und wieder das große Idol Mille Petrozza von Kreator noch zu deutlich durch. Ein weiterer Kritikpunkt sind die etwas schwächlich produzierten Drums, die beispielsweise dem Intro von dem fetten "Endless Emptiness" die Wucht nehmen. Abgesehen davon gibt es am Sound aber nichts zu mäkeln: Zeitgemäß und trotzdem Old School - so soll das sein!
Auf jeden Fall ist Morbid Realization ein Album geworden, dass von vorne bis hinten Spaß macht. Tormentor zeigen, dass sie in der Lage sind, sich musikalisch und produktionstechnisch weiter zu entwickeln und sich dabei trotzdem jederzeit auf ihre Roots besinnen. Daher sei dieses Album jedem Thrash-Fan ans Herz gelegt, vor allem jenen, die gern die ersten Kreator-Scheiben auflegen.
Bewertung
Songwriting: 3/4
Sound: 3/4
Innovation: 1/2
Design: 2/2
GESAMT: 9/12
Tracklist:
01. Hope
02. Kill with no Excuse
03. Morbid Realization
04. Comprehension Failed
05. Burning Empire
06. Endless Emptiness
07. Forgotten
08. Lurks in the Dark
09. Walk past myself
10. Path to the dark Side
Band
Max Seipke - Gesang / Gitarre
Kevin Hauch - Gitarre
Christian Schomber - Bass
Thomas Wedemeyer - Schlagzeug
http://tormentor-thrash.jimdo.com/
http://www.facebook.com/tormentor.guben
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