Vielleicht entwickelt sich hier ja eine Tradition: Pünktlich zur Festival-Hochzeit im Sommer stattet das ein oder andere Schwergewicht der Szene der Landeshauptstadt einen Besuch ab, um zwischen Wacken-GIgantismus und riesigen Fotogräben mal wieder eine richtig ursprüngliche Show zu spielen. Nach Soulfly im vergangenen Jahr, entern nun die New Yorker Crossover-Helden Prong das Potsdamer Waschhaus. Statt Euphorie glänzen aber viele potentielle Besucher durch Abwesenheit. Die "Menge", die sich zum Konzertbeginn versammelt, ist mit nicht einmal hundert Mann wirklich erbarmungswürdig. Aber zum Glück kennt man in Potsdam seine Pappenheimer und sicherlich werden von den Anwesenden einige Nackenschellen an die Ferngebliebenen verteilt werden, denn soviel vorweg: Diese Show war gigantisch!
Aufgrund des anschließenden Open Air-Kinos ist der Zeitrahmen für Prong zwar eng gesteckt, doch das ficht das Trio aus NYC nicht an. Im Gegenteil - da die Show ohne eine Support-Band auskommen muss, feuern die Männer um Bandchef Tommy Victor kurzerhand eine mit über 20 Songs prall gefüllte Setlist ab. Bereits während der ersten Nummern präsentiert die Band alle Facetten ihres Schaffens: Der Uraltbrecher "Disbelief" ist Thrash Metal in Reinkultur, bei "Ultimate Authority" regiert der Groove, "Beg To Differ" fordert mit seinen krummen Takten die volle Aufmerksamkeit und bei "Unconditional" kann ordentlich mitgegrölt werden. Diese Mélange erweist sich wieder einmal als absolut live-tauglich!
Mit hoher Schlagzahl reißen Prong ihre Songs herunter und setzen dabei auch auf eine ordentliche Anzahl an Hits aus den jüngeren Veröffentlichungen - vor allem "Turnover" ist ein absoluter Volltreffer! Überhaupt hat Sänger und Gitarrist Tommy Victor ordentlich Blut geleckt und produziert nach der Pause in den Nullerjahren wieder Hits am Fließband. Seine Mitmusiker machen es dem Chef aber auch denkbar leicht: Drummer Art Cruz ist inzwischen Victors Partner in Crime - ein Sticks umherwerfendes Tier an den Kesseln! Bassist Mike Longworth musste die Tour wegen eines familiären Notfalls leider verlassen. Er wird von seinem inzwischen zu Ministry gewechselten Vorgänger Jason Christopher aber mehr als amtlich vertreten, auch wenn das Bassmonster im Vergleich zu früheren Shows heute nicht permanent im roten Bereich über die Bühne berserkert.
Bei brüllendem Sound und einer für die kleine Bühne überraschend effektvollen Lichtshow treibt die Band die Show unerbittlich voran, bis die Stimmung schließlich beim Klassikerdoppelschlag "Whose Fist Is This Anyway" und "Snap Your Fingers, Snap Your Neck" kulminiert. Dennoch haben Prong noch lange nicht genug und tischen mit "Divide And Conquer" einen brandneuen Song auf, gefolgt von "Revenge ... Best Served Cold" (wahrscheinlich einer der besten Songs des neuen Jahrtausends) sowie dem brutalen "For Dear Life". Nach guten zwei Stunden trudelt das Trio dann mit dem lässigen "Third From The Sun" aus und entlässt die durch und durch begeisterte Minimenge in die Potsdamer Nacht.
Nach dieser Wahnsinnsshow muss man Prong einfach ein Kompliment machen! Trotz der eher ungünstigen Vorraussetzungen haben die New Yorker wirklich alles gegeben. Bleibt zu hoffen, dass auch in Zukunft Konzerte dieser Güteklasse in der Landeshauptstadt stattfinden und dass dann endlich mal der komplette Anhang seinen Arsch bewegt!
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