MGH Guitars — Zu Gast in der Waffenschmiede

Der Kopf hinter Manufacturing Guitars & Hardware ist Mathias „Matze“ Pozorski, dessen ursprüngliche Beweggründe typisch sind für einen jungen Gitarrenbauer: Irgendwann wurde gemeinsam mit den besten Kumpels die Bandgründung beschlossen, eine eigene Klampfe wurde angeschafft und an ebendieser gab es von Zeit zu Zeit Reparaturbedarf. Dann also auf zum Gitarrenbauer! Matze erinnert sich: „Dort musste ich feststellen, dass eine Reparatur mit 250 Mark veranschlagt wurde. Ich habe aber als Lehrling nur 300 Mark verdient!“

Völlig klar: Es wurde selbst Hand angelegt, auch wenn die ersten Arbeiten an der Axt allesamt „für die Tonne“ waren, wie der gebürtige Ruppiner heute zugibt. Mit der Zeit wurden die Versuche aber immer professioneller und schließlich konnte auch der Traum von der ersten selbst designten Klampfe umgesetzt werden. Nach fortwährender Übung, mehrmaliger Konsultation von Gitarrenbaukoryphäen sowie dem ausgiebigen Studium einschlägiger Fachlektüre (im Prä-YouTube-Zeitalter wohlgemerkt!) stand schließlich der Entschluss fest: Matze machte sich im Jahre 2003 selbstständig und eröffnete seine eigene Manufaktur in Hennigsdorf.



Dort setzen er und sein Team vor allem auf bedingungslose Qualität und ausgefallene Modelle – alles in Handarbeit: „Auf meinen Instrumenten steht MGH custom handmade. Das heißt: Wir greifen nicht auf Computer oder CNC-Technik zurück“. Speziell der durchschnittliche Metal-Gitarrero dürfte sich im siebten Himmel wähnen, denn hier finden sich klassische Modelle, die mit irrer Body-Art verfeinert werden sowie spektakuläre Eigenkreationen, die nach fetten Riffs und halsbrecherischen Soli förmlich schreien.






Besonderes Augenmerk wird bei MGH Guitars auf die Arbeit mit den entsprechenden Hölzern gelegt. Hier liegt laut Chef Matze der Schlüssel zu einer guten Gitarre: „Der Mensch ist das Lebewesen auf der Erde, das mit Abstand am schlechtesten hören kann. Wir unterscheiden eigentlich nur in Höhen, Mitten und Bässe. Gerade dafür ist die Auswahl des Holzes aber sehr wichtig und auch die Mischung der verbauten Hölzer“. Dabei berücksichtigt der Gitarrenbauer auch die immer strenger werdenden Reglementierungen bei der Verarbeitung von Tropenhölzern, wie Palisander oder Mahagoni: „Ab 2018 wollen wir unsere Griffbretter komplett tropenholzfrei bauen, zum Beispiel mit eingebeiztem Ahorn“.


Diese Qualität hat natürlich ihren Preis. Mit der Billigkonkurrenz aus Asien kann und will Gitarrenbauer Matze nicht in Wettbewerb treten. Dort herrschen ganz einfach andere Arbeitsbedingungen als hierzulande, wie Matze am Beispiel des Lackierens erklärt: „In Deutschland ist genau festgehalten, wie viele Stunden ein Lackierer in der Kabine arbeiten darf. Außerdem gibt es Richtlinien für Fett- und Staubabscheider, Atemschutzmasken und Gasabzüge. Das alles fällt in Asien weg“. Unter anderem deshalb werden bei MGH Guitars auch „nur“ 80 Modelle pro Jahr gefertigt.


Dafür hat Matze noch ein zweites und drittes Standbein in der Hinterhand. Reparaturen aller Art an den Klampfen sind naheliegend: Von gebrochenen Hälsen bis hin zu Neulackierungen oder der Wartung der Elektronik wird in Hennigsdorf alles ausgeführt. Zusätzlich stellt der Meister mit seinem Team aber auch eigene Einbauteile her. Besonders erfolgreich sind seine selbst gewickelten Tonabnehmer, die sich in renommierten Fachzeitschriften gegen die globale Konkurrenz behaupten können. Auch hierbei zählt für Matze das Endergebnis, sprich das Zusammenspiel der Komponenten: „Prinzipiell ist ein Tonabnehmer nur ein Draht, der um einen magnetischen Kern gewickelt wurde. Es kommt aber auf die Feinheiten an, wie die Nuancen aus dem Holz herausgefiltert werden.“






Einen gewissen Hang zum Perfektionismus kann der Gitarrenbauer sicher nicht abstreiten. Dennoch ist klar: Der Weg in die Werkstatt nach Hennigsdorf lohnt sich für jeden Gitarristen, sei es für eine Reparatur, ein eigenes Design oder einfach nur ein Fachgespräch. Dabei gilt es nur eines zu vermeiden: „Die größte Todsünde ist, wenn man sein Instrument nicht richtig pflegt. Zum Zahnarzt geht man auch mit geputzten Zähnen!“


www.mgh-guitars.de


Bildmaterial = Company Promo © MGH Guitars


ko

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