Die Berliner Formation kennt in ihrem Werdegang seit der Gründung 2010 nur eine Richtung:
Vorwärts! Die Stilistik war dabei nie wirklich Gegenstand größerer Diskussionen, auch wenn alle Bandmitglieder über Vorerfahrung aus den unterschiedlichsten Genres verfügen. Der gemeinsame Nenner war und ist aber Thrash Metal, denn „das ist einfach die Mucke, die uns schon immer voll geflasht hat“, so Sänger Hänz.
Aus diesem Grunde lässt die Band auch an allen Fronten die Sau raus: Sägende Riffs und nach vorne preschende Drums, dazu überaus finstere Shouts.
Inzwischen haben die Hauptstädter eine EP (Killed by Thrash) und zwei vollwertige Alben (High On Radiation und Heavy) veröffentlicht. Die Arbeitsweise bleibt aber immer gleich. Reactory ist keine Band, bei der ein Mastermind alle Fäden in der Hand hält und mit fertigen Songs in den Proberaum kommt. Vielmehr bringen alle Bandmitglieder Riffs und Songparts ein, die dann gemeinsam verwurstet werden.
Deshalb ist bei allen Veröffentlichungen der Berliner stets ein eigener Charakter hörbar, auch wenn das Songwriting über die Jahre natürlich immer zwingender und ausgefeilter geworden ist.
Essenzieller Bestandteil dieses Gemenges sind dabei die Lyrics: „Unser Sänger hat es einfach drauf, mit Worten Bilder zu malen, die einfach Metal sind“, lobt Basser Ulli seinen Frontmann. Gerade auf dem zweiten Album verfolgt Texter Hänz aber durchaus ein Konzept, das vom klassischen Thrash-Kontext abweicht, denn viele Passagen sind von teilweise uralten Schriften inspiriert: „Ich habe mich mit den Ursprüngen der klassischen Metal-Themen beschäftigt und die ältesten Texte, die man in diesem Bereich findet, sind früh-griechische Schriften über düstere Göttheiten wie Hypnos und Thanatos.“
Diese Themen schreien danach, verfilmt zu werden, was Reactory natürlich direkt umsetzen. „Ein groß produziertes Video pro Album ist Pflicht“, verrät der Frontmann. Beim 2016er Album Heavy handelt es sich dabei um den Song „To Hypnos“, der in bester 300-Manier verwirklicht wurde.
Wichtig ist aber auch hier eine witzige Note: „Es soll bildgewaltig sein, aber ohne Augenzwinkern geht es nicht. Trotzdem legen wir inzwischen auch eine größere Anstrengung rein, inklusive Make-Up und Kostüme.“
Reactory © Band Promo
Es klingt schon durch: Die Berliner Thrasher arbeiten strikt nach dem Do-It-Yourself-Ethos. Abgesehen von der Produktion der Alben wird alles in Eigenregie und mit Unterstützung von Freunden und Bekannten umgesetzt, auch wenn dieser Weg laut Basser Ulli hier und da etwas beschwerlich ist: „DIY ist unsere Philosophie, wir machen das gerne und haben das immer schon gemacht. Wir würden uns aber natürlich auch freuen, wenn in Sachen Booking und Management ein bisschen professionelle Hilfe kommen würde.“
Trotz fehlender Unterstützung beim Booking können Reactory in den sieben Jahren ihrer Existenz auf über 170 Konzerte zurückblicken, inklusive mehrerer Touren, die die Band bis nach Osteuropa gebracht haben. Ein Erlebnis – immerhin erhält man so einen tieferen Einblick in die Kultur des jeweiligen Gastgeberlandes, wie Tieftöner Ulli berichtet: „Wenn man auf Tour ist, dann bekommt man mit, wie die Leute da wirklich leben. Das ist auf jeden Fall intensiver, als wenn man einfach nur Urlaub macht.“ Dennoch ist so eine Tour im Underground nicht immer ein Zuckerschlecken, denn „manchmal schläfst du heute auf dem Parkplatz im Van und morgen spielst du vor 300 Leuten und schläfst im Hotel“.
Allen Widrigkeiten zum Trotz sind die Hauptstadt-Thrasher für die Bühne geboren. Am liebsten würde die Band 150 Konzerte im Jahr spielen. „Von uns hat jeder sein Leben darauf eingestellt, das ganze Jahr auf Tour zu sein“, so Sänger Hänz. Bei einem Thema wird der Frontmann allerdings ungehalten: Pay for Play. „Das gibt es für uns nicht. Manchmal bezahlen wir schon beim Spritgeld noch ein bisschen drauf, zum Beispiel als wir damals mit den Suicidal Tendencies in Holland gespielt haben. Aber wir werden keine Kohle bezahlen, um irgendwo auf die Bühne zu gehen!“
Gut möglich also, dass man Reactory in Zukunft noch öfter in den hiesigen Arenen erleben kann. Der Aufbruch in der Szene bleibt auch der Band nicht verborgen und Shouter Hänz freut sich, „dass die Leute wieder mehr über den Szene-Tellerrand schauen“. Etwaige Konkurrenzkämpfe mit ähnlich gelagerten Truppen wie Dust Bolt, Space Chaser oder Pripjat bleiben dabei nach Einschätzung des Frontmanns komplett außen vor: „Wir kennen uns untereinander und spielen zusammen Konzerte. Völlig ohne Rivalitäten!“
Es ist also klar: Die Thrash-Familie ist vereint und bereit zum Angriff, denn Bands wie Reactory haben die Klingen geschärft!
Reactory sind:
Hänz H. Hornung - Gesang
Jerry A. Düren - Gitarre
Ulli Hoffmann - Bass
Caue Dos Santos - Schlagzeug
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