Welchen Status hatdie SC aktuell?
Derzeit steht die Swamp Conspiracy in der Vereinsgründung. Wir haben uns dazu entschieden die Form eines Vereines zu wählen, weil wir kein Geld damit verdienen und somit auch nicht wirtschaftlich handeln. So können wir in Zukunft leichter verschiedene Kooperationen eingehen. Der Verein besteht mittlerweile aus ungefähr 15 aktiven und einigen passiven Mitgliedern. Es waren rasante Jahre der Findung und der Strukturierung des Kollektivs und ein bisschen Chaos ist immer noch vorhanden. (lacht)
Die Swamp Conspiracy tritt ja eher im Hintergrund auf. In aller Munde ist vor allem das jährliche Berlin Swamp Fest im September. Mal von „hinten“ beleuchtet, wie sind denn überhaupt die Strukturen der Conspiracy? Wer ist der Verein und wofür steht er?
Hauptsächlich sind verschiedene Leute im Verein. Ob Erzieher, Onlineredakteur, Tourmanager oder KFZ-Mechaniker. Welche beruflichen Qualifikationen jeder aufweist, ist vollkommen egal. In der SC kann sich jeder mit seinen Stärken einbringen und bisher hat noch jeder für sich ein Aufgabengebiet gefunden, in dem er oder sie aufgeht. Das Positive ist die Sammlung von „Soft-Skills“. Weil wir das nebenberuflich machen, gewinnen wir an Erfahrung in und über die Szene. Wir lernen viele neue Leute kennen, mit denen man zukünftig neue Projekte angehen kann. Strukturell sind wir sehr gut aufgestellt: Gina bearbeitet alle wichtigen Texte und die Onlinewerbung, die wir veröffentlichen. Einen braucht man immer, der der deutschen Sprache mächtig ist (lacht). Hannes macht beim Booking und der Onlinewerbung mit und bringt auf Konzerten sein technisches Verständnis ein, als Musiker ist das genau sein Ding. Marian ist der Vorstandsvorsitzende und behält den klaren Kopf für alle wichtigen Planungen. Säsh als Vorstand ist der Dude, der alles kann und ich, Phil, kümmere mich als Vorstandsmitglied um die Kooperationen, das Backoffice und die Kommunikation. Ich könnte jetzt jeden weiter einzeln beschreiben, aber dann dauert das noch eine Weile. (lacht)
Wir treffen uns jeden Monat in unserem „Headquarter“, der Jägerklause. Dort treffen sich die einzelnen Arbeitsgruppen, wie die Onlinegruppe, Bookinggruppe, Technikgruppe auch mal zwischendurch, um verschiedene Aufgaben zu erledigen.
Der Verein steht für Transparenz und Freundschaft. Wir sind nicht nur Leute, die sich regelmäßig treffen, um Projekte voranzubringen. Es ist schon eine Art Familie, die sich unterstützt und lieb gewonnen hat. Auf das monatliche Treffen freut sich zum Beispiel immer jeder, weil wir dort sehr produktiv sind und anschließend in einer schönen Runde versuchen, die Klause leer zu trinken. Leider hat das bis heute noch nicht geklappt. (lacht)
Wie sind eure Wurzeln in der Szene? Seid ihr selbst Künstler und Musiker?
Einige von uns, wie etwa Marian (Sonic Booze Machine, Khyler), Säsh (Operators, Val Sinestra, Röadkyll) oder Hannes (Urza) spielen selbst in Bands. Andere sind Fotografen (Jörg Kandziora), Designer (Boozy Bags, Sepsyz Art) oder einfach nur Musikbegeisterte, die sich schon seit viele Jahren in der Szene aufhalten. Aber die gemeinsame Basis ist für alle die Musik.
Mit welchen „alltäglichen“ Schwierigkeiten habt ihr als Conspiracy zu kämpfen?
Am schwersten ist es, die regelmäßige Kommunikation aufrecht zu erhalten. Es ist nicht ganz einfach, sein Privatleben und das Arbeitsleben mit der Swamp-Welt zu kombinieren, aber wir sind immer noch da und beißen uns durch. Der schwierigste Part kommt dieses Jahr: Eine Vereinsgründung bedeutet viel bürokratischen Aufwand und auch die offiziellen Kooperationen mitsamt Verträgen sowie der Verwaltungsaufwand drücken ganz schön. Das ist halt trockenes Zeug. Aber wir haben gute Partner, wie die SMartDE und die BerlinClubcommission gewonnen, die uns jederzeit beraten und unterstützen. Und weil wir so viel Neues machen, bedeutet das auch neue Strukturen und diese müssen erst einmal eingeführt werden, aber das ist ja gerade das, was Spaß macht. Neue Herausforderungen finden und gemeinsam angehen.
Erhaltet ihr in irgendeiner Form von öffentliche Unterstützung abseits der Künstlerriege?
Dieses Jahr versuchen wir eine Festivalförderung zu erhalten. Das Land Berlin hat einen speziellen Kulturtopf von der EU, um lokale Festivals zu subventionieren. Aktuell befinden wir uns in der Bewerbungsphase und sind gespannt auf das Ergebnis. Ansonsten probieren wir es nächstes Jahr wieder.
Sonst erhalten wir viel Unterstützung von der Szene. Ob Bekannte, die z. B. für diverse Metal-Magazine schreiben und uns da günstige Preise beschaffen oder für Interviews und Reviews mit reinnehmen, oder unsere Freunde von Music Madness, die Teile unserer Festival-Backline stellen. Auch Jakob Kranz (Ex-Stahlwerk/Heavy Hour) und andere bekanntere Personen der Szene unterstützen uns seit den Anfangstagen. Das Berlin Swamp Fest ist vor allem eine Netzwerkveranstaltung, bei der jeder etwas beisteuert. Sponsorenverträge und ähnliches haben wir bisher nicht bekommen bzw. uns nie darum gekümmert. Mit Sponsoring geht man auch oft Verpflichtungen ein und von diesen wollen wir uns fernhalten, weil das Berlin Swamp Fest ein reines DIY-Festival bleiben soll.
Würdet ihr euch wünschen, mehr Support von verschiedenen Stellen zu erhalten? Und wenn ja, von wem?
Wir freuen uns über jegliche Unterstützung, was Werbung betrifft. Jedes Jahr ist die Vorbereitung für das Berlin Swamp Fest ein Fulltimejob und wir benötigen daher immer Hilfe. Also falls jemand der Swamp Conspiracy beitreten möchte, mag er oder sie sich uns gerne anschließen. Es gibt genug zu tun. Direkte Wünsche haben wir nicht. Bisher lief es immer so, wie wir uns es erhofft hatten, dank der starken Szene.
Swamp Conspiracy Foto Pighead © Jörg Kandziora - kandziora photo
Bei der Swamp Conspiracy steht ja nicht nur die Musik im Fokus. Gerade das Berlin Swamp Fest vereint ja viele Kunstarten unter einem Dach. Dies ergibt viele positive Synergien, wie z. B. wenn Bands auf Covergestalter und ähnliches aufeinander treffen. Was für Resonanzen habt ihr über die Jahre im Gegenzug erhalten?
Die Kunst ist ein wichtiger Bestandteil des Berlin Swamp Fest und wird auch von unserem Publikum gefordert. Das ist nicht immer ganz einfach. Leider gibt es auch Menschen, die der Kunst und den Künstlern keinen Respekt zollen. Letztes Jahr wurde eine selbst kreierte Jacke des Künstlers Cany Cartoon/Boozy Bags aus der Galerie gestohlen. Solche Menschen können wir nicht verstehen. Daher mussten wir jetzt viel umdisponieren, um die Kunst in Zukunft zu schützen. Es ist traurig, aber so etwas geschieht leider überall.
Ansonsten sind die Resonanzen großartig: Ob Eric von Sepsyz Art Aufträge für Coverartworks bekommt oder andere Künstler ihre Kunst verkaufen können. Viele Bands wollen immer zuerst die Galerie sehen, wenn sie auf dem Gelände ankommen und anschließend auch die Künstler kennenlernen.
Durch diese Kunst haben wir auch neue Freundschaften geschlossen und planen zukünftig neue Projekte. Was das für Projekte sind, verraten wir aber noch nicht.
Wo seht ihr die Swamp Conspiracy und das Swamp Fest in – sagen wir – fünf, zehn und fünfzehn Jahren?
Wie schon damals bei euch erwähnt, sieht sich die Swamp als Kollektiv und dieses wird so lange bestehen, wie wir Bock darauf haben. Wir erhoffen uns auch neuen Zuwachs, der unser Konzept vielleicht eines Tages übernimmt. Jetzt gibt es uns schon seit fünf Jahren und wahrscheinlich wird es uns noch weitere fünf Jahre geben. Sehr sicher auch darüber hinaus, aber kommen wir erstmal bis zum 10-jährigen Jubiläum!
Allgemein habe ich das Gefühl, dass in der Fanszene in letzter Zeit ein neuer Wind weht. Man bemerkt viel mehr Engagement als vor ein paar Jahren noch. Seht ihr diesen Trend ähnlich?
Ja. Vor allem, wenn es ums Booking geht, bekommt man das stark mit. Die Szene ist so stark, wie seit den Neunzigern nicht mehr und viele sehen, dass dies nur durch Eigeninitiative funktioniert. Überall schießen neue Festivals aus dem Boden und neue Promoter machen von sich reden. Es ist schön zu sehen, wie stark vernetzt viele musikalische und allgemein künstlerische Bereiche mittlerweile sind und wir blicken positiv in die Zukunft.
Wie könnte man eurer Meinung nach diesen neuen Elan im Bezug auf unsere Szene weiter vorantreiben/ausbauen?
Bereits etablierte Veranstalter sollten noch mehr die Fans und Nutzer einbeziehen, vor allem in Hinsicht auf Promotion und Reichweite. Das funktioniert am einfachsten über Gästeliste: Fans verteilen Flyer, hängen Poster auf, teilen auf Facebook Beiträge, laden Freunde ein etc. und stehen dafür auf der Gästeliste bei ihrem Wunschkonzert. Und vor der Bühne mit dem wohligen Gefühl im Bauch, für die Sache mitgewirkt zu haben.
Mit dieser positiven Entwicklung entstehen aber natürlich auch neue Arten von Neidern und Kritikern. Habt ihr da auch schon leidliche Erfahrung sammeln müssen?
Nein. Bisher hatten wir keine Probleme mit Neidern. Es gibt wenn dann nur mal Situationen, wo eine Booking-Anfrage kommt und diese geht an sämtliche Veranstalter in Berlin und der Veranstalter, der das bessere Angebot macht, bekommt auch die Band. Das nehmen wir mit einen Schmunzeln hin. Im Endeffekt geht es uns ja darum, Bands eine Plattform zu bieten und als Ansprechpartner zu fungieren. Das sollen eben auch gerne andere machen. Viele Promoter sind in Berlin sehr gut vernetzt. Daher ist es sehr entspannt.
Was einen nicht tötet, härtet einen ab. Darum sollte man deswegen auch nicht gleich den Kopf in den Sand stecken. Aus eurer Sicht, welche Möglichkeiten haben Künstler heute, um in (vor allem, aber nicht nur) der Metal-Szene unserer Region Fuß zu fassen?
Erstmal Ausschau halten, sich ein Bild von der Lage machen und am besten vor Ort sein! Kommt einfach für ein Wochenende vorbei und klappert die gängigen Clubs und Kneipen ab! So entwickelt man ein Gefühl für die Szene. Oft probieren Bands, sich auf einen Schlag alle Kontakte einer Stadt oder Region zu ergattern, ohne dass sie jemand persönlich oder musikalisch kennt. Sie wollen für sich einen Vorteil abgrasen, ohne eine Gegenleistung oder einen Austausch anzubieten – und um Letzteres geht es uns als Swamp Conspiracy! Der Austausch von Wissen und Erfahrungen steht im Fokus. Wer dieses Credo teilt, ist bei uns und vielen Gleichgesinnten immer herzlich willkommen. Denn wir freuen uns über jeden neuen Input von außerhalb!
Habt ihr aktuelle Empfehlung, welche sich der geneigte Metaller unbedingt zu Gemüte führen sollte?
Im Prinzip jede Band, die wir schon beim Festival oder unseren Konzerten zu Gast hatten. Auf unserer Website ist eine feine Übersicht an Bands zu finden, von der wir alles wärmstens weiterempfehlen. (lacht)
Gibt es etwas, was ihr unserer Leserschaft auf jeden Fall noch auf den Weg geben wollt? Denn die letzten Worte gehören euch:
Macht selbst! Die schönsten Erfahrungen sind die, bei denen man selbst mitwirkt. Sei es ein Konzert zu veranstalten, abzulichten, zu betreuen oder zu bewerben – wenn man Spaß an Musik hat, wird einem die Arbeit FÜR Musik genauso Spaß machen. Vor allem, weil man danach stolz sein kann, etwas mit Freunden geleistet zu haben. Das treibt wiederum andere Menschen an, eigene Ideen auf die Beine zu stellen. So schließt sich dann der Kreis und man trifft sich wieder und merkt schnell, wie viel man mit anderen Menschen gemeinsam hat! So entsteht eine Gemeinschaft, die gibt Rückhalt und spendet Freude, denn alleine feiern macht auch keinen Spaß! (lacht)
Swamp Conspiracy Logo + Flyer © Sepsyz Art
ds
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