Für alle, die sich auf das Wort vom Veranstalter verlassen hatten und mit einem Konzertbeginn um 21Uhr rechneten, so wie es auf den Eintrittskarten und auf der Knaack-Webseite stand, ging es schon einmal gut los. Wieso? Schon eine halbe Stunde früher als geplant standen nämlich bereits Kadavrik aus Wesel (NRW) auf der Bühne. Zuspätkommer müssen sich aber nicht unbedingt ärgern.
Die Band verwässert ihren Haupteinfluss, Children of Bodom, mit viel zu oft gehörtem Melodic-Black-Metal. Zu vorhersehbar, zu unaussagekräftig und dennoch trafen die fünf Jungs im Publikum auf einige wohlgesonnene Nacken. So verkommt der halbstündige Auftritt für die Meisten zu einer eher durchschnittlichen Berieselung mit viel Keyboard, für andere zum netten Aufwärm-Training.
Wenn ich die Weselaner noch als durchschnittlich betiteln kann, so muss ich Dorn weiter darunter ansiedeln.
Ein Bekannter ließ einen Satz fallen, der treffender nicht hätte sein können, „Guck dir mal die Gesichter an, alle gelangweilt!". Gelangweilt und zugleich auch amüsiert, denn der Blickfang war nicht der wild gestikulierende Sänger Roberto, sondern das Band-Mitbringsel, eine Puppe. Eine Spielzeug-Puppe, die auch zugleich unverzichtbarer Bestandteil der Show war und mit der auch kommuniziert wurde. Was sich jetzt merkwürdig liest, sah auch so aus. Musikalisch solide, aber über die Auftritte vor Zuschauern muss die Band sich noch einmal intensiv beraten und überlegen ob man sich vielleicht nicht jemand anderes als King Diamond zum Vorbild nehmen sollte, denn an die Klasse kommt man nicht ran.
Also schnell weiter zu Kampfar, dem heimlichen Headliner des heutigen Abends, wie man unschwer am Platz vor der Bühne merkt. Trotz großer Fanresonanz scheint sich das aktuelle Album „Heimgang" dennoch nicht so gut zu verkaufen, denn im Gegensatz zu Vreid´s „Milorg" gab es hier noch viele Exemplare, die auf einen neuen Besitzer warteten.
Im Nachhinein habe ich mir folgende Theorie zusammengebastelt: die Leute wissen einfach das Kampfar eine Live- und keine Studio-Band ist. Denn die Energie, die auf der Bühne entfesselt wurde, kann man unmöglich auf CD einfangen. Dolks Animationskünste suchen ihres Gleichen und ich hab bisher kaum jemanden gesehen der seinem Publikum ein größeres Feuer unterm Hintern entfachte. Es macht einfach nur Spaß ihm zu zuschauen und man kann selbst nicht ruhig stehen bleiben, wenn der blonde Hüne, vor einem schreit, bangt und keift. Auch wenn ich nicht wegen Kampfar heute ins Knaack gegangen bin, bereue ich keine Sekunde der gut einstündigen Show in der ersten Reihe. Ich denke auch dass die wenigsten der gut 150-170 Anwesenden anderer Meinung sind und das Konzert genossen haben, auch wenn sie es nicht in die erste Reihe geschafft haben.
Setliste Kampfar
Intro
Dødens Vee
Ravenheart
Gaman Av Drømmer
Troll, Død Og Trolldom
Hat Og Avind
Hymne
Vettekult
Norse
Nach dem obligatorischen "Norse" verabschieden sich die Nordmänner und machen Platz für ihre Landsleute von Vreid. Komischerweise wird es auch merklich luftiger vor der Bühne, aber das wird sich zum Ende des Gigs hin wieder ändern. Im Vergleich zum Vorjahresrauftritt auf der Popkomm, wo die Band vor mehr Fotografen als Fans spielte, hatte Vreid dieses Mal auch das passende Publikum vor sich, das Songs wie „Raped by Light", „I Krig" und das als „DDR" angekündigte „Då Draumen Rakna" zu schätzen wusste.
Ese posierte mit seiner Gitarre als hätte er einiges nachzuholen und konnte seine Zunge nicht im Mund lassen, Sture krächzt sich die Stimmbänder wund und die Anwesenden dankten es ihm, Hválls Hemd war nach Sekunden schon geeignet um die Küche zu wischen, pitschnass und das mir (Ramm-)Steingrim seinen Drumstick am Ende zu geworfen hat, macht ihn eh sympathisch. Die anwesenden Berliner waren aber auch nicht ganz untätig, die Fäuste flogen reihenweise in die Luft und das Haupthaar eroberte den Luftraum. Nicht nur für die Band ein tolles Bild. Das Publikum versucht den Abschlussgig der Tour zu etwas ganz Besonderem zu machen und ich denke, sie haben ihr Ziel erreicht.
Setliste Vreid
Alarm
Svart
Speak Goddamnit
I Krig
Disciplined
Eldast
Raped by Light
Milorg
Då Draumen Rakna
Helvete
Blucher
Pitch Black
ipp
Kommentare