21.10.2017 - Pothead im Waschhaus, Potsdam


DIe Geschichte der Kochtöppe ist schon bemerkenswert: Anfang der Neunziger emigrierten die (geistigen) Brüder Brad und Jeff Dope aus Seattle nach Berlin - wohl um der damals ausufernden Grunge-Welle zu entfliehen und die Vorzüge des etwas liberaleren Umgangs mit verschiedensten Cannabis-Erzeugnissen in Deutschland zu genießen. Mit dem Sauerländer Sebastian Meyer war schnell ein Drummer gefunden und 1997 veröffentlichen Pothead mit Learn To Hypnotize einen veritablen Hit. Danach folgte dann aber die vollständige Loslösung von der Musikindustrie: Albumproduktion, Booking und Managment wird seither von der Band selbst organisiert.


Seitdem haben die Wahlberliner ein starkes Album nach dem anderen veröffentlicht und konnten sich einen stattlichen Fan-Stamm erspielen, der auch am heutigen Abend für eine amtlich gefüllte Waschhaus-Arena sorgt. Kurz nach 21.00 Uhr gehen dann die Lichter aus und Pothead starten mit "Rock On, Let's Rock" in ihr über zweistündiges Set. Im Prinzip ist alles wie immer: Fixstern der Band ist ganz klar Sänger und Gitarrist Brad Dope, der schlicht und ergreifend eine "One-of-a-million"-Stimme hat, die gleichermaßen wütend, hypnotisch und lieblich klingen kann. Dazu schüttelt der inzwischen ergraute Frontmann furztrockene und auf den Punkt gesetzte Riffs aus dem Ärmel, sodass sämtliche neumodischen Griffbrettonanierer vielleicht mal über ihr Leben nachdenken sollten! Für einen stimmiges Gesamtpaket sorgen Bassist Jeff (Bewegungsradius gleich null, dafür mit gütigem Grinsen und treffsicheren Background-Vocals) und Neu-Drummer Robert Puls, der wiederum für einen außerordentlich dicken Groove sorgt.


Das Schema bleibt dabei immer gleich: Ein fantastischer Song endet, ein schüchternes "Dankeschön" von Brad, ein zünftiger Schluck aus der Bierpulle und der nächste fantastische Song wird eingezählt. Die Band verbrät bereits zu Beginn des Sets Klassiker wie "Fire" oder "Wild Weed", kann das musikalische Level aber problemlos am oberen Limit halten. Spätestens ab "You Should Talk" hat auch der Tonmann alles im Griff und zimmert eine tadellose Soundwand, die trotzdem genügend Raum für Feinheiten in Songs wie "Stadium" oder "Emotion Of The Potion" lässt.


Die größte Entwicklung hat die Band aber optisch durchgemacht: Ende der Neunziger stiefelte die Band noch in gestreiften Knastklamotten auf die Bühne, die dann im Laufe der Jahre durch elegante schwarze Anzüge ersetzt wurden. Inzwischen steht die Band tatsächlich in pinken, unter den Achseln kneifenden Glitzerjacketts auf der Bühne, die bei so ziemlich jedem völlig grenzdebil aussehen würden - nicht so aber bei den Potheads! Dazu wird das Konzert von einer fulminanten Lichtshow begleitet, wodurch der Band allerdings etwas die Spontanität früherer Jahre flöten geht. Der Brachialität von den richtig dicken Klopfern ("Funkenbus" oder "Y-Road") tut das aber keinen Abbruch.


Hinten raus werden dann natürlich noch mal die großen Hits ausgepackt: "I'm A Sinner, Too", "Black War" und natürlich der "Indian Song" markieren den Schlusspunkt eines großartigen Konzertes, dass die zahlreichen Fans so ziemlich vollumfänglich befriedigt haben dürfte. Auf Pothead ist Verlass - die Hits sitzen, die Band wird immer besser und versucht, zum Beispiel durch die Implentierung eines Pianisten, neue Reize zu setzen. Bleibt am Ende nur zu konstatieren: Wird mal wieder Zeit für ein neues Album, die Herren!

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