Unearhtly Trance und Ramesses im Red Rooster, Berlin Am Vormittag des 11.04.09 ging die Nachricht durch den Myspace-Äther das Ramesses aus England im Red Rooster einen Zwischenstop einlegen und zusammen mit Unearthly Trance in Berlin dem Doom frönen werden. Da wurden die Augen natürlich größer. Nur schlecht wenn man sich bereits für ein anderes Konzert am selben Abend verabredet hat und seinen Kontakt dann nicht mehr erreichen kann. Darum war der Nachmittag vergleichbar mit dem altbekannten Tanz auf heißen Kohlen. Aber auch die längste Wartezeit vergeht irgendwann und nach einer Krisenberatung in Berlin, wurde der Schlachtplan kurzer Hand umgeworfen und wir fuhren zum Red Rooster.
Als erste Band betreten Ramesses aus dem guten alten England die Bühne. Drei Herren um die 30, die kauzigen Doom Metal spielen und aus dem Ursprungsland des Dooms kommen. Ich fühlte mich auf einmal sehr wohl. Als Sahnehäubchen kamen Songs zum Vorschein die live eine unglaubliche Intensität entwickeln und nur so vor Kraft strotzen. Zumindest wenn der Sänger still ist. Was nämlich auf CD gut klingt, schmerzt nämlich mächtig in den Ohren. Das liegt aber nicht an Adam Richardson selbst, sondern an der Technik. Die Musik ist zu laut und wenn er seinen Mund öffnet und seinen Stimmbänder in Betrieb nimmt, schreit das Trommelfell gleich mit, denn der Schall (plus das dreifache darunter gelegte Echo) geht direkt da hin. Mit voller Intensität. Apropos Intensität, besondere Beachtung verdient Schlagzeuger Mark Greening, denn er brachte es zu Stande, dass die gesamte Bühne wackelt. Allein durch die Kraft, die er auf seinem Schlagzeug entlud. Ich habe bisher kaum jemanden gesehen der so intensiv, brachial und hart spielt und dabei nicht stumpf versucht Geschwindigkeitsrekorde zu brechen. The Power of true Doom. Ein beeindruckendes Schauspiel, wie eine Dampfmaschine.
Natürlich konnten da Bassist und Sänger Adam Richardson sowie Gitarrist Tim Bagshaw nur verblassen. Dennoch schaffen sie es dem guten Mark die Show hin und wieder zu stehlen und sich ins Rampenlicht zu stellen. Wie zum Beispiel beim abschließenden 20-minütigen Brocken „Baptism of the Walking Dead" wo Tim Bagshaw Probleme mit seiner Gitarre hat.
Da diese nicht zu lösen waren, hat er sich einfach sein Bier genommen, sich auf den Bühnenrand gesetzt und den verbleibenden zwei beim spielen zu geschaut.
Nach gut 45 Minuten sind die drei Briten fertig und boten eine sehr gute Show und fesselten den überwiegenden Teil der Zuschauer mit ihrem angeschwärzten, kauzigen bösartigen Doom.
Nicht so eingängig wie die aktuellen Electric Wizard, aber wenn man die Vergangenheit der Band blickt, wird man einige Überschneidungen finden und das nicht nur musikalisch.
Die kurze Umbaupause, die immerhin nur 10 Minuten dauert, verbrachte ich dann am Merchandise-Stand. T-Shirts für 10 Euro, EPs für 5 Euro, aktuelle Alben für 8 Euro...was will man mehr? Genau, den Headliner kennen! Unearthly Trance aus dem schönen New York hatten die Ehre den Abend zu verfeinern und ich war gespannt, wie sich die drei Herren schlagen werden und ob sie meinen Nerv treffen.
Ein Vorschlaghammer namens Darren Verni traf dann auch zielsicher. Heute ist wohl die Nacht der Schlagzeuger. Wie auch sein Vorgänger schafft es Darren die Aufmerksamkeit zu binden und zu überzeugen. Taktsicher, präzise, kraftvoll und dabei immer noch mit dem ganzen Herzen dabei. Wie auch schon bei Ramesses gibt es dieses Mal Probleme mit der Technik. Das Los fiel auf Bassist Jay Newman, der zum einen zwischen zwei Songs schnell die Batterie seines AMPs auswechseln musste und dann noch mit einem seiner drei AMPs zu kämpfen hat, weil dieser nicht anspringt. Dafür hat sich das Teil dann aber auch den Tritt verdient. Ansonsten blieb der Gig in dieser Hinsicht verschont und die drei New Yorker spielten sehr eindrucksvoll ihre Auffassung von Doom Metal.
Die musikalischen Überlagerungen hielten sich damit auch schon in Grenzen, denn Unearthly Trance gehen komplexer ans Werk und vor allem auch schmerzfreier ins Ohr. Entweder hatten sich meine Ohren an die Lautstärke gewöhnt oder man hat den Regler wirklich ein wenig runtergedreht und außerdem kam der Gesang dieses Mal ohne Nebenwirkung aus den Boxen. Nach einer Zugabe und einer Spielzeit von zirka 50 Minuten in der unter anderem „God is a Beast" und „Pheonix Undead" gespielt wurden, verschwindet Darren wieselflink von der Bühne. Die Erschöpfung macht sich wohl bemerkbar. Verwundern würde mich das nicht.
Unearthly Trance: Eine positive Überraschung. Selbst Ramesses müssen sich knapp hinter der New Yorker Horde stellen, die an diesem Abend mindestens einen neuen Fan gewonnen hat, der am nächsten Morgen jedem von einem großartigen Konzert mit angenehmer Überraschung erzählt hat. Ob man wollte oder nicht.
ipp
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