Doch der Reihe nach:
Den Anfang machen die Berliner Gothic-Metaller Virgilia Septima, die wir aber größtenteils verpassen. Die letzten drei Songs, die wir miterleben, zeugen allerdings mehr von Langeweile als von epischen Stücken und geschickter Mischung aus sanften Violine-Klängen und harten Metal-Gitarren. Irgendwie klingt die Musik von Virgilia Sepima zu stereotypisch und so tummeln sich auch nur ein Hand voll Headbanger vor der Bühne.
Mit mehr Unterstützung können die Vampire von Powerwolf rechnen und diese Band ist ein absolutes Live-Phänomen: Ihre Songs gehören zwar allesamt in die Kategorie „schon mal gehört“ aber die fünf Akteure bringen Songs wie „Mr. Sinister“ oder „Prayer In The Dark“ mit einer unglaublichen Frische über die Bühne, sodass selbst die Zuschauer in den letzten Reihen von dieser Party-Stimmung angesteckt werden. Da ist es auch völlig egal, dass Powerwolfs Gute-Laune-Power-Metal nicht wirklich zu den schweren, düsteren und epischen Songs des Headliners passen will, denn hier glauben alle an den „Saturday Satan“. Besonderes Lob verdienen sich des weiteren Fontmann Attila Dorn, der nicht nur perfekt singt, sondern auch jederzeit einen lockeren Spruch auf Lager hat und mit sichtlicher Freude die Menschen animiert, sowie Keyboarder Falk Maria Schlegel, der aussieht wie der missratene Neffe von Frankensteins Diener und wie ein Derwisch über die Bühne fegt. Der Mann gibt alles hinter seinen Tasten. Eine runde Dreiviertel-Stunde gute Laune, die Band hat garantiert neue Fans gewonnen. Denn „In Blood We Trust“.
Aber es folgt ja noch der Headliner. Candlemass stehen vor dieser Tour unter Druck. Ist man in der Lage, den Abgang von Messiah Marcolin zu verkraften? Immerhin war der schwergewichtige Sänger fast 20 Jahre lang das Aushängeschild der Band. Auf der neuen CD klappt das Zusammenspiel zwischen den verbliebenen Mitgliedern und dem Solitude Aeturnus Fronter Rob Lowe ausgesprochenen gut und so ist der Band das Gemunkel im Vorfeld offensichtlich egal, denn die drei Saiten-Männer stürmen locker wie eh und je auf die Bühne. Es spricht schon für die Qualität der Candlemass-Scheiben, dass man es sich leisten kann gleich zu Beginn die Klassiker „At Gallows End“ und „Solitude“ zu verpulvern. Und hier fällt ein Mann ganz besonders auf. Rob Lowe veredelt sämtliche Candlemass-Songs mit seiner hypnotisierenden Stimme, jederzeit hat er alle Tonhöhen und -tiefen im Griff. Er bewegt sich mit erhabener Gelassenheit über die Bühne und streut entspannte, witzige Ansagen ein. Außerdem ist der Mann Weltmeister im Ich-lasse-meine-Augäpfel-verschwinden. Daneben rocken Mappe Björkmann, Lasse Johansson und Leif Edling munter vor sich hin, keiner bewegt sich zu viel oder zu wenig. Hinter den Drums schafft es Janne Lindh mit seinem unglaublichen Groove sämtliche 250 Hälse zu beugen. Alles in allem steht hier eine Weltklasse-Band auf der Bühne, die im weiteren Verlauf neue Songs wie „Devil Seed“ oder „Emperor Of The Void“ mit Klassikern à la „Mirror, Mirror“ mischt und zu keiner Zeit den Stimmungspegel sinken lässt. „A Sorcerers Pledge“ markiert das Ende des regulären Sets und gleichzeitig den absoluten Höhepunkt des Konzertes. Denn Rob Lowe singt diesen Song derart vehement, dass einem allein beim Gedanken daran alle Haare zu Berge stehen. Der Mann singt nicht nur, er lebt diesen Song, sodass Messiah Marcolin nur noch als schwacher, dunkler Fleck in der Erinnerung der Konzertbesucher verbleibt. Die Band verlässt die Bühne, aber das Publikum fordert mehr. Natürlich lässt sich die schwedisch-amerikanische Freundschaft nicht lumpen und beschließt mit „Black Dwarf“ und „Samarithian“ einen denkwürdigen Abend.
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