MG: Moin Toni, könntest du den Lesern des Metal Guardian mal einen kleinen Überblick über die Geschichte von Declamatory geben?
D: Wir haben uns im Jahr 2000 gegründet, konnten aber damals gerade so unsere Instrumente gerade halten. So mit 15,16 hatten wir einfach Bock E-Gitarren-lastige Musik zu machen und damit haben wir dann bei einer Flasche Wein einfach angefangen. Aus der Ursprungsformation sind aber nur noch Robert (Gesang) und ich übrig, den Rest haben wir im Laufe der Zeit durchgetauscht. Inzwischen sind wir fünf Leute, die mit Abstand stärkste Formation aller Zeiten für Declamatory.
Auf jeden Fall haben wir die ersten 2 bis 3 Jahre das Typische gemacht, also Songs geschrieben und unsere musikalische Richtung bestimmt, auch wenn das damals ziemlich peinlicher Teutonen-Metal war.
2004 und 2005 waren für uns dann die Jahre, in denen wir aus den kleinen „dreckigen" Jugendclubs einfach raus wollten. Deswegen haben wir dann an verschiedenen Contests teilgenommen, wie z.B. dem Emergenza (Knaack & SO36) und dem K17 Summer Battle, die wir dann auch mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen haben.
Durch einen „Suff-Zufall" haben wir dann 2004 eine französische Band kennen gelernt und sind dann mit denen zusammen auf eine Mini-Tour durch Frankreich gefahren, was natürlich eine Wahnsinns-Erfahrung für uns alle war.
Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir in meinem Zimmer schon ein paar Demos aufgenommen, dann haben wir allerdings im Harz unsere erste „offizielle" 4-Track-EP fertig gestellt, die ja dann auch super angekommen ist und uns viele Türen geöffnet hat.
2006 haben wir uns dann tot gespielt, also fast jedes Wochenende einen Gig in der Stadt, manchmal auch zweimal am Tag. Natürlich bleiben dann aber auch die Zuschauer aus, deswegen haben wir uns 2007 und 2008 ein bisschen rarer gemacht. Wir versuchen zwar zu spielen, nehmen aber nur die besseren Shows mit.
Ja, und jetzt haben wir unsere neue EP veröffentlicht, übrigens ganz bewusst nur im Netz. Wir sehen also frohen Mutes dem Jahr 2010 entgegen, indem wir dann viele Konzerte spielen wollen.
MG: Kannst du uns die einzelnen Bandmitglieder mal vorstellen?
D: Erstmal sind wir alle total cool drauf...
Robert (Gesang, 25) studiert Maschinenbau und ist neben mir Gründungsmitglied bei Declamatory. Bis Dezember absolviert er noch sein Auslands-Semester in Neuseeland.
Fabian (25), unser Schlagzeuger studiert Medizin in Greifswald - selber Schuld.
Unser Basser Gregor (auch 25) arbeitet im Medienbereich als Print-Medien-irgendwas-Gestalter.
Unser neuer Gitarrist Basti (20) ist erst seit einem Jahr dabei.
Ich persönlich (Gitarre, 25) studiere in Berlin Medien- und Musikwissenschaften und bin in der Band immer der, der allen anderen auf den Sack geht.
MG: Erzähl uns doch noch etwas über die neue EP!
D: Die EP heißt ‚Loosing Patience With The World‘ und sie war erstens notwendig, weil die letzte Veröffentlichung schon 3 oder 4 Jahre zurückliegt und zweitens, weil wir inzwischen einfach anders klingen. Früher waren wir noch ziemlich Old-School. Jetzt haben wir auch Synthesizer-Kram dabei und deswegen war es jetzt höchste Zeit.
Dadurch, dass wir unsere Songs bei uns und in Eigenregie produzieren, konnten wir letztes Jahr auch regelmäßig neue Songs online stellen. Es ist uns einfach wichtig den Leuten immer etwas Neues bieten zu können.
MG: Wer ist bei euch für die Lyrics verantwortlich und Was sind eure Inhalte?
D: Die Texte sind ausschließlich Robert‘s Metier, da mischen wir anderen uns so gut wie gar nicht ein, außer vielleicht bei den Songtiteln. Auf jeden Fall sind die Texte sehr sozial- und medienkritisch, auch wenn man vielleicht die Message nicht immer sofort erkennen kann. Aber Robert geht natürlich wie wir alle mit offenen Augen durch die Gegend und schreibt über das, was um ihn herum passiert. Wir sind auf jeden Fall mit den Texten sehr zufrieden, weil unabhängig vom eigentlichen Inhalt (der natürlich auch sehr wichtig ist) muss ein guter Text ein vernünftiges Versmaß aufweisen, sich reimen usw. Und das macht Robert wirklich sehr, sehr gut.
MG: Habt ihr eigentlich ein Label?
D: Nein, es gibt zwar durchaus schon Angebote von kleineren Indie-Labels aus Osteuropa. Die sind zwar meistens voll auf Metal spezialisiert und machen auch einen guten Job, aber so richtig Lust hatten wir darauf noch nicht.
MG: Wir würdest du eure Musik einem Metaller beschreiben, der euch noch gar nicht gehört hat?
D: Also früher wurden wir immer mit Metallica und anderen alten Thrash Bands verglichen. Ich glaube aber, das liegt daran, dass die meisten Leute nur Metallica kennen, wenn‘s um Metal geht. Auf jeden Fall fahren wir auch heute noch diese alte, Riff-orientierte Schiene. Inzwischen kommen immer mehr modernere Elemente dazu, wir denken rhythmischer und stellen den Song noch weiter in den Vordergrund. Auf unserer Myspace-Seite steht die Stilbezeichnung „Metal 2.0". Wir haben also ziemlich traditionell angefangen und machen jetzt einfach den zweiten Schritt. Auch wenn wir alle auf die coole, alte 80er Jahre-Scheiße stehen - jetzt ist 2009 und ‚Master Of Puppets‘ ist einfach mal 23 Jahre alt.
Auf jeden Fall sind wir immer melodisch, das heißt bei uns gibt's melodischen Gesang. Auch wenn natürlich manchmal einfach los geshoutet wird, sind die Refrains auf jeden Fall immer melodisch und grandios.
MG: Wie siehst du die Berliner Metal Szene? Was stört dich, was findest du gut? Irgendwelche besonders geilen Bands?
D: Also ich bin ja jetzt in der Szene schon gute 10 Jahre dabei und in der Zeit hat sich vieles ganz schön verändert. Damals gab‘s viele Bands, die nicht nur geil waren, sondern auch ähnlich wie wir geklungen haben, wie z.B. Respawn, Desilence oder Orphan Hate, die es ja auch alle heute noch gibt, so weit ich weiß. Natürlich hat sich die Szene verjüngt und die Jungen, die nachrücken, kommen mehr so aus der Richtung Hardcore und Metalcore. Das ist zwar nicht so meine Musik, aber natürlich finde ich das prinzipiell ziemlich gut.
Was mich wirklich unheimlich stört, ist ein spezifisches Großstadt-Problem, bzw. ein Berlin Problem: Viele Leute glauben, dass alle sich unheimlich für ihre Meinung interessieren. Es gibt unglaublich viel „Musiker-Polizei" in Berlin, frei nach dem Motto: „naja, die Triole da war aber gerade nicht wirklich tight..." Auf solche Leute hab ich wirklich überhaupt keinen Bock, denn die vergessen worum‘s eigentlich geht, nämlich um Spaß, Party & Rock ‚n‘ Roll!
MG: Ihr habt ja in Frankreich gespielt. Wie sind denn die französischen Fans im Vergleich zu den Berlinern bzw. den Deutschen so drauf?
D: Auf jeden Fall sehr interessant. Unsere französischen Freunde haben uns so ein bisschen vorgewarnt. Es waren zwar nicht so übermäßig viele Leute da, ungefähr 50-200 in ziemlich kleinen Clubs. Dadurch, dass da so selten was los ist, sind die Leute unheimlich dankbar. Ich kann mich zum Beispiel erinnern, dass ein Typ bei uns vor der Bühne stand, der unser ganzes Konzert mit dem Handy mitgeschnitten hat, damit er dann später seinen Kumpels zeigen kann, dass da Metal läuft.
Im deutschen Publikum gibt's auch ganz große Unterschiede. Im Ruhrpott gibt's zum Beispiel noch absolute 80er-Jahre-Old-School-Fans mit Kutte und Aufnähern, die ich hier in Berlin schon lang nicht mehr gesehen hab. Bei denen gibt's halt einen harten Kern, der auch überall dabei ist. Den Berlinern kann man allerdings auch keinen Vorwurf machen. Hier gibt's ja wirklich jeden Abend irgendwo ein Metal-Konzert. Die Leute sind einfach satt. Da ist einfach die ganz große Leidenschaft nicht mehr da, was ich allerdings absolut verstehen kann. In kleineren Städten gibt's einfach das dankbarere Publikum.
MG: Wie sehen die Pläne für die Zukunft aus?
D: Wie gesagt, Robert ist noch bis Dezember in Neuseeland, solang bauen wir unseren Proberaum/Studio fertig. Ab Februar bis April machen wir dann ‚ne kleine Tour durch Nord und Ost-Deutschland und auch in den Schwarzwald, wo wir mal einen Bandwettbewerb gewonnen haben. Da haben wir uns eine richtige Enklave erspielt. Am 3. April 2010 sind wir dann im K17 in Berlin. Natürlich sind da auch noch andere Bands dabei, wir können allerdings nicht verraten wer das sein wird.
MG: Kommen wir zum Ende, ich brauche noch die Standards. Deine aktuellen 5 Lieblingsbands?
D: Pain, In Flames ab ‚Reroute To Remain‘, Nevermore (ganz groß), Lamb Of God, Machine Head, Soilwork und Rob Zombie. Die Einstiegsdrogen sahen bei mir aber natürlich ganz anders aus.
MG: Deine Lieblingsgitarristen?
D: Da gibt's zwei Arten.
Stilistisch: Peter Wichers von Soilwork, der eine unheimlich coole Atmosphäre erzeugt.
Technisch: Eindeutig Jeff Loomis von Nevermore.
Und beide haben‘s drauf sich unheimlich gut in ihre Band zu integrieren. Das ist für mich ganz ganz wichtig.
MG: Dein Lieblingssong aller Zeiten?
D: Da kommen nur zwei in Frage. ‚Battery‘ und ‚Master Of Puppets‘. Bis heute immer noch erstaunlich und ein Riesen-Qualitäts-Unterschied zu vielen heutigen Bands. Wahrscheinlich das Nonplusultra für das, was ich als Metal verstehe. Wenn ich so nachdenke, entscheide ich mich für ‚Battery‘
MG: Noch irgendwelche abschließenden Worte?
D: Ich finde es geil, dass wieder eine Printausgabe vom Metal Guardian gibt. Online hin und her, aber wer geht schon mit einem Laptop auf Klo? Ich hoffe, dass sich die Szene weiter so einbringt und dass diejenigen die heute Metalcore hören auch noch in 10 Jahren dabei sind.
Robert - Vocals
Toni - Lead Guitar
Fabian - Drums
Gregor - Bass
Basti - Rhythm Guitar
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