Okt. 09 - Heidevolk - Über Druck und Dieter Bohlen

MG: Ihr seit am 28. August nur für einen Gig nach Berlin gekommen. Wieso reist ihr knapp 800 km nur für eine Show?


Joris: Na weil es sich lohnt! Durch Deutschland zu fahren macht einfach Spaß, auch wenn unser Fahrer nicht schneller als 100 km/h fährt. Inzwischen haben wir einen DVD Player an Bord und es ist immer wieder eine Überraschung, welches merkwürdige Zeug die Jungs an den Tankstellen kaufen. Die Heino CD, die ich letztens besorgt habe, war ein großer Erfolg! Zumindest für 10 km, dann wurde sie wieder abgestellt ...


Ansonsten lieben wir natürlich Shows in Deutschland. Wir sind gerne hier!



MG: Für mich hatte es den Anschein, dass es ein paar Probleme mit der Running Order gab. Auf diesem Rock & Mittelalterfestival gab es zwei Metal Bands. Euch und Nidhoegg. Leider habt ihr an unterschiedlichen Tagen gespielt. Meint ihr nicht, es wäre für beide Bands und die Fans besser gewesen, euch an einem Tag spielen zu lassen?


J: Zu einem gewissen Grad versteh ich den Organisator, viele verschiedene Bands an den beiden Tagen spielen zu lassen. Aber ein wenig mehr Zusammenhang in Sachen Stil wäre keine schlechte Idee gewesen. Zumindest nach meiner bescheidenen Meinung.



MG: Da dies das erste Rock & Mittelalterfestival des Veranstalters war, geben wir ihm die Chance es nächstes Jahr besser zu machen.


J: Dem stimme ich vollkommen zu. Wir hatten eine tolle Zeit und ich bin sicher er hat ein paar nützliche Erfahrung gesammelt, die ihm nächstes Jahr helfen werden.



MG: Was sagt ihr über das Publikum an diesem Tag?


J: Großartig! Völlig facettenreiche und nette Atmosphäre. Ich denke Themen wie heidnische Folklore und Mittelalter sollten nicht nur Metal Bands und Fans für sich beanspruchen. Es war interessant unterschiedliche Arten an Bands zu sehen. Und auch die Fans untereinander haben sich gut verstanden.



MG: Und was sagt ihr zu den deutschen Fans im allgemeinen?


J: Wir sind am nächsten Tag zu W.A.S.P. nach Bochum gefahren und es war umwerfend! Allerdings zeigt mir das Publikum, dass die 80er in Deutschland noch nicht vorbei sind. Dankbarkeit. Leggins. Volles Haar. Jetzt bin ich etwas abgedriftet. Aber im Ernst, ich habe schon immer die Mentalität der deutschen Fans bewundert. Sie fahren hunderte Kilometer um eine Höllenparty steigen zu lassen. Es ist toll, dass sich unsere Sprachen so ähneln und es ist ein großes Kompliment für uns, wenn die deutschen Fans unsere Texte mitsingen. Mal abgesehen von ihrem guten Trinkvermögen, finde ich es auch sehr gut, dass sie dennoch verstehen, dass unsere ernsteren Songs eine tiefere Bedeutung haben.



MG: Wo spielt ihr am liebsten? Zu Hause in den Niederlanden? Auf großen Festivals quer durch Europa, oder sogar lieber in kleinen Clubs, wo euch vielleicht weniger Leute kenne?


J: Um ehrlich zu sein, ist zu Hause zu spielen schon der Wahnsinn, aber wir stellen uns selbst auch immer unter großem Druck. Die meisten Fans dort kennen die Songs ganz genau. Also bleibt auch der kleinste Fehler nicht unbemerkt. Wir geben unser Bestes um die Erwartung von denen, die uns schon live gesehen haben, voll zu erfüllen. Ich persönlich bevorzuge die kleinen Club Gigs. Ich war noch nie der große Festival Typ. Natürlich ist die Gelegenheit neue Orte kennen zu lernen aufregend. Man sieht eine ganze Menge, wenn man in Heidevolk ist, hehe.


Es ist eine große Herausforderung für uns, vor Leuten zu spielen, die noch nie von uns gehört haben. Allein gelassen vor Menschen, die kein Wort Niederländisch sprechen. Wir haben einige unvergessliche Shows davon abgeliefert: Padova, Luxemburg, Paris, Ragnarok und das Wolfzeit Festival kommen mir da als erstes in den Sinn.



MG: Am 19. September habt ihr in Österreich zusammen mit Eluveitie und Black Messiah auf dem Forefathers Festival gespielt. Könnte das ein Hinweis darauf sein, dass ihr nächstes Jahr auf dem Heiden / Pagan Fest zu sehen sein könntet?


Habt ihr eine neue Tour in Planung? Wie sieht es für die deutschen Fans aus, besonders in der Berlin/Brandenburg Gegend?


J: Feststehen tut gar nichts. Wenn wir eine Tour machen, dann wohl auf jeden Fall erst in der zweiten Jahreshälfte von 2010. Deutschland wird da ganz sicher nicht ausgelassen. Und sollte die Berlin Gegend nicht auf dem Tourplan stehen, kidnappen wir unseren Bus und fahren selbst hin, verdammt!



MG: Laßt uns über ein neues Album reden. Ich hab gehört ihr wollt im Herbst/Winter ins Studio gehen um im Frühjahr 2010 neues Material präsentieren zu können. Stimmt das?


J: Aber sowas von. Wir haben bereits mit den Aufnahmen begonnen. Wieder konnten wir Dick Kempers (Vandenberg) Studio in Doetinchem, Gelderland dafür gewinnen.



MG: Können wir ein paar mehr Informationen bekommen?


J: Das gute Stück wird elf Songs enthalten. Diese reichen von episch bis rasend schnell. Ich denke, dies wird unser abwechslungsreichstes Album in Sachen Musik und Lyrik bis zu diesem Zeitpunkt. Wir haben sozusagen von unserem alten Schreibstil getrennt, wo wir alle sechs gemeinsam versucht haben an den Songs zu schreiben und dann ein oder zwei Leute die Ideen aufgegriffen und dann verfeinert haben. Die Titelliste werden wir bald bekannt geben!



MG: Ich hoffe ihr singt eure Texte weiterhin in Niederländisch. Ich bin der Meinung, das ist einer der Hauptpunkte, der Heidevolk so interessant macht.


J: Danke. Ja, wir werden so weitermachen, keine Sorge.



MG: Kommen wir kurz zurück zu Eluveitie. Vor ein paar Monaten interviewten wir auch Chirgel Glanzmann und wir hatten eine Frage, wo die Antwort mich doch ein wenig erstaunte. Ich möchte euch also gern die selbe Frage stellen:


Was haltet ihr von der verrückten Idee am Eurovision Song Contest teil zu nehmen? Lordi hat gezeigt, dass der Hard Rock/Metal populär sein kann. In Deutschland organisiert der TV Moderator Stefan Raab den „Bundes Vision Song Contest" bei dem regelmäßig „härtere" Bands aufs Treppchen klettern. Als Beispiel Subway To Sally, Rage. Wie ist eure Meinung darüber?


J: Wir haben nie an irgendeiner Art von Contest teilgenommen und werden dies auch in Zukunft nicht tun. Wir machen Musik nicht um populär zu werden, soviel CDs wie möglich zu verkaufen oder um irgendwelche Preise zu gewinnen.


Aber es ist ok, wenn die richtige Band den Erfolg und die Bekanntheit bekommt, die sie gerne haben möchte. Daran ist nichts verkehrt.



MG: Wo wir gerade bei Pop Musik sind. Was hälst du von Casting Shows, wie Deutschland Sucht Den Superstar mit Dieter Bohlen?


J: Eines vorweg: Modern Talking verdient eine Statue, auch wenn Dieter bei dieser Show mitmacht. Die ersten Runden sind meist noch ganz unterhaltsam, aber sobald dann die weniger talentierten raus sind, schalte ich um auf Animal Planet oder so ...



MG: Welche große Ding können wir in der nächsten Zeit von Heidevolk erwarten?


J: Eine neue CD, eine neue Tour, ein neuer Takt, der nie langweilig wird. Zumindest für uns nicht.



MG: Irgendwas, was ihr noch loswerden wollt?


J: Ja, wir sind sind gierig darauf, nach Deutschland zurück zu kehren. Haltet nach unserer neuen CD im nächsten Jahr Ausschau und bis dahin versucht unseren Teil von Na Moey Zemle (auf der neuen Arkona CD Goi, Rode, Goi! - Anm. d. Red.)


Danke für das Interview und alles gute für euch und eure Leser!



MG: Wir haben zu danken!



Die Band:


Joris den Boghtdrinker - Vocals


Mark Splintervuyscht - Vocals


Sebas Bloeddorst - Guitar


Reamon Bomenbreker - Guitar


Rowan Roodbaert - Bass


Joost den Vellenknotscher - Drums



www.heidevolk.com


dk

    Kommentare