08.09.07 - 5. Rock For Roots, Nauen

1_fimbulvet_fmt.jpegDen zweiten & letzten Konzerttag des fünften Rock for Roots Festival in Nauen eröffnet, für unseren Trupp Spätangereister, die thüringerische Band Fimbulvet.


Mit seinem Kettehemd ist Sänger & Gitarrist Stephan schon einmal der optische Vorbote für die grobe Marschrichtung des heutigen Tages, denn die lautet Pagan & Black Metal.


Musikalisch liebäugelt das Trio dann auch gerne mit den Landsleuten von Menhir, kann aber keine starken eigenen Akzente setzen, weshalb man es sich auf der Tribüne bequem macht und sich die Show ganz in Ruhe im Sitzen anguckt. Solide.


Von der Demo und dem Debuet Album wurden diese Lieder gespielt:



Walvaters Pfand


Am Stamme Yggdrasils...


Klang des Waldes


Wälderritt


Der Ruf in Goldene Hallen


Gewandung der Zeit


Heidenherz



Wo wir gerade beim Thema „Tribüne“ sind, die Nauener Freilichtbühne bietet eine großartige Möglichkeit, um ein Open Air Festival auszutragen, ein ansehnliches Amphitheater, eine recht große Bühne und viel Platz für Verkaufsstände. In Sachen Örtlichkeit hat man sich also schon mal keinen Fehlgriff geleistet.


Die nun spielenden Mannen von Heerbann haben wir gekonnt ignoriert, um den spärlich genutzten Campingplatz in Augenschein zu nehmen und ein paar Sätze in ruhiger Umgebung zu wechseln sowie um ein, zwei Happen zu essen. So wie es scheint, haben wir auch nichts verpasst, denn der Name Heerbann wurde am restlichen Abend nie wieder vernommen.


Nun war es auch schon Zeit für Helfahrt aus dem „Königreich Bayern“, eine der Gruppen, auf die ich mich gefreut habe, da sie mir schon auf der Tour mit Helheim letztes Jahr gefielen.


Und auch im hellen Tageslicht kann das Quartett auf voller Länge überzeugen und bilden somit den ersten Glanzpunkt 3_helfahrt_fmt.jpegdieses Festivals. Sänger Njord animiert die rund 18 Leute vor der Bühne (Tageshöhepunkt bisher!) und huscht auf selbiger pausenlos hin und her und schreit dabei die Texte von u.a. „Donars Groll“ und „Lewwer duad üs slaav“ mit einer Glaubwürdigkeit & Intensität ins Auditorium, daß man an der Ehrlichkeit und dem Herzblut hinter dem Banner Helfahrt nicht zu zweifeln wagt. Hier hat man es nun endlich mal mit einer der wenigen guten Pagan Bands zu tun, die in letzter Zeit den Markt überschwemmen. Auch ein neues Stück namens „Auf Nagelfars Deck“ wurde vorgestellt das zu überzeugen wusste und den Hunger auf das „Sturmgewalt“-Album zu schüren. Nach einer vorzüglich genutzten Dreiviertelstunde, in der die Band sicherlich einige neue Fans gewonnen hat, ist der Zauber dann vorbei und Ahnenblut übernimmt das Spielfeld. Helfahrt´s Setliste:



Markomannenzorn


Donars Groll


Lewwer duad üs slaav


Luznacht


Auf Nagelfars Deck (neu)


Sturmgewalt


Im Moor



Um es gleich einmal vorweg zu nehmen, Ahnenblut können das hohe Niveau der bayerischen Horde nicht halten. Mittelmäßiger Black Metal trifft auf nichts sagende Riffs, uninteressante Melodien, schwächlichen Klargesang und uninspiriertes Kampfgeschrei (Laut Frontmann Micha hat hierfür die Mitschuld seine Kehlkopfentzündung zu tragen. Wieso man dann allerdings auf die Bühne geht, wenn man weiß, dass man nicht 100% leisten kann, sei dahingestellt.). Das zeigt auch die Zuschauerreaktionen deutlich und man gönnte sich entweder eine leckere Bratwurst oder eine Schale noch wohlschmeckenderer Soljanka. Das Zeug war einfach nur unwiderstehlich.


2_minas_morgul_fmt.jpegMit einer Bratwurst gestärkt ging es weiter im Programm mit Minas Morgul, die, wie man am Platz vor der Bühne merkte, einer der Anreisegründe für einen Großteil des Publikums waren. Von Beginn an herrschte dann auch gute Stimmung vor und auf Bühne.


Band und Zuschauer hatten sichtlich Spaß zu dieser Stunde und bejubelten lautstark Lieder des Schlages: „Meyster des Blutes“, „Wulf“, „Wie’s uns gefällt“ sowie „Blut und Eisen“. Wieso allerdings der Gassenhauer schlechthin, „Paganlord“, ungespielt blieb, bleibt auf ewig eine unbeantwortete Frage. Das war in dem Moment den Headbangern auch Schnuppe und so zelebrierten sie mit dem zur Truppe neu dazu gestoßenen Sänger Rico ihre Zeit.


Ein Kritikpunkt an diesem energiereichen Auftritt gibt es dennoch, Rico. Dieser kann dem abgewanderten Nidhogg vom Walde stimmlich nicht ansatzweise das Wasser reichen, dafür ist sein Gesang einfach zu unausgegoren und gesichtslos. Schade.


Nach einer Zugabe lassen die Frankfurter dann eine zufriedene Meute zurück und überlassen der ersten ausländischen Band die Bühne, Vardlokkur.


Über die geheimnisumwobenen Dänen konnte man im Vorfeld keinerlei brauchbaren 4_vardlokkur_fmt.jpegInformationen finden, außer das man es wohl mit einem Angantyr-Nebenprojekt zu tun hat und man den ersten reinen Black Metal Act des Tages erleben dürfe. So wurde stilecht auch vor Konzertbeginn ein Schweineschädel auf die Bühne gebracht und zwei übergroße brennende Fackeln aufgestellt, die gelegentlich zum Feuerspucken missbraucht wurden.


Die drei Herren in Lederjacke und Corpsepaint spielten primitiven Black Metal, zu dem sich viele Zuhörer vor der Bühne zusammenfanden. Der große Aha-Effekt blieb aus, dafür bekam man aber eine gute Kost aus unserem nördlichen Nachbarland. Die (vermutliche) Setliste von Vardlokkur:



Nordens Fane


Formeders Blod


Frygtens Skygge


Selvmordet


Underverdens Kald


Gravefard


(Morituri)



Jetzt folgte das lange Warten auf den ersten Headliner des Tages, die 40-minütige Umbaupause kam einem bei den frischen Temperaturen gleich doppelt so lang vor und strapazierte arg die Nerven. Umso glücklicher war man dann, als die ersten Töne Arkonas aus den Boxen knallte und die ersten paar Minuten konnte man seine Augen nicht vom stimmgewaltigen, menschlichen Flummi aus Russland namens Masha richten.


5_helheim_fmt.jpegDieser kleine, blonde Duracell-Hase konnte keine Sekunde still stehen und war unentwegt in Bewegung und dabei auf einem konstant hohen stimmlichen Niveau, dass man nicht glauben konnte, dass dies tatsächlich live war. Faszinierend! Davon können sich so einige Herren der Schöpfung ruhig eine Scheibe abschneiden!


Wenn man seine Sinne von der rumspringenden Dame ablenken konnte und auf die Musik hörte, bekam man Folk/Pagan Metal (Leider kamen alle Folkinstrumente aus der Konserve) mit rein russischen Lyriks um die Ohren geballert, der einem allerdings nach 3-4 Liedern tierisch auf den Senkel ging, da man meistens nur die Anfeuerungsrufe von Masha á la „Hey, hey, hey!“ mitbekam (und die waren zu Hauf vorhanden) und sich die Lieder auch ansonsten sehr ähnelten. Live taugt dies eindeutig als Party-Musik, was die Zuschauerreaktion sehr gut widerspiegelte, aber auf Dauer war mir das zu eintönig. Unterstützt wurden die Russen dann auch noch in der ersten Hälfte von Schaukämpfern, das passte, das sah toll aus, Pluspunkt. Für die Fans gab es kein Halten mehr und immer öfters wurde das Haupthaar ordentlich durchgelüftet und die Pommesgabel empor gehoben. Offensittlich hatten Arkona den Nerv der Zuschauer getroffen und so hatte die Band leichtes Spiel mit dem Auditorium. Nach gut einer Stunde, plus einer Zugabe, nahte dann das Ende für Arkona, die damit ihren ersten Gig in Europa erfolgreich absolviert hatten.


Ab 1.30 Uhr gaben sich dann endlich die vier Herren von Helheim, als letzte Band des Abends, die Klinge in die Hand und preschten gleich mit „Bewitchment“ nach vorne. Mit neuen Kettenhemden und viel Energie unter den Sohlen krachte ein Hit nach dem anderen in Nauen ein und beflügelte das Publikum zu erneuten Nackenbrechern.


Fast das gesamte Schaffen der Norweger wurde abgedeckt (nur „Av Norrøn Ætt“ und das kläglich unterschätzte 7_helheim_fmt.jpeg„Yersinia Pestis“ blieben an diesen Abend unangetastet, ja selbst die „Helsviti“-Ep kam zu ihren Ehren) und es gab sogar zwei Weltpremieren, mit „Thirteen to the Perished“, das zum allerersten Mal live gespielt wurde, und mit „Northern Forces“, einem Lied vom neuen Album, das Anfang 2008 erscheinen soll. Über 60 Minuten lang traktierten die 4 Norweger die Nackenmuskeln der restlichen Anwesenden, die es nicht ins Zelt oder nach Hause verschlug.


Beim atmosphärischen „Oaken Dragons“ hat sich dann ein Feuerspeier auf die Bühne verirrt und eine Lehrstunde in Sachen „Wie zerstöre ich einen Song“ mit seiner Showeinlage abgeliefert, die die Leute in den ersten Reihen dazu zwang, den herabrieselnden Funken auszuweichen. Als gegen halb 3 dann Schicht im Schacht war, sah man vor der Bühne viele erschöpfte und zufriedene Menschen die einen abwechslungsreichen Tag beim fünften Rock for Roots erlebt haben.


Setliste von Helheim:


Bewitchment


Dead Man‘s Eyes


Nattravnens Tokt


Helgate Is Open


Evig


Helheim 5


Oaken Dragons


Thirteen to the Perished


Northern Forces


Jernskogen


Jormundgand


Eine wahre Qualitätsachterbahn lieferte die Running Order, aber bei einem Preis von nur 15 Euro für die Tageskarte findet man nicht sonderlich viel Anlass zum kritisieren. Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut! Was will man mehr? …und ber Geschmack lässt sich bekanntlich eh immer am besten streiten.

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