Seit seinem Ausstieg bei Steller Ende der 80er steht der Mann mit dem lustigen Namen für Gitarren-Rock der Extraklasse. Nach diversen Studio-LPs und den gefeierten "Ballads"-Alben beehrt Axel Rudi Pell die Hauptstadt am Vorabend des Herrentags mit dem neuen Studio-Album "The Crest" im Gepäck.
Schon beim Eintritt in die Halle fällt die lockere, entspannte Atmosphäre auf. Natürlich wird heute Abend schon mal für den Herrentag vorgeglüht und was passt da besser als der blonde Stratocaster-Großmeister mit seinen Songs, die zielsicher zwischen Stadion-Stampfern und Hard-Rock-Epen wandern. Doch zunächst steht die Support-Band Freedom Call auf dem Programm, die überaus pünktlich mit ihrem Hit "Warriors" lospoltern. Im Vorfeld war nicht ganz klar ob die Franken mit ihren Dur-lastigen Gute-Laune-Nummern zwingend zum Headliner passen. Heute jedoch wird nicht geunkt, sondern gefeiert. Die Band setzt heute vermehrt auf Mid-Tempo-Songs wie den aktuellen Reißer "Tears Of Babylon", bei dem glatt eine Soulfly-ähnliche Hüpfquote im Publikum erreicht wird. Zwischendurch lockert Sänger Chris Bay das Set immer wieder mit durch und durch fränkischen, aber trotzdem witzigen und motivierenden Ansagen auf, bis man dem Publikum zum Abschluss mit der Bandhymne "Freedom Call" endlich eine echte Highspeed-Nummer präsentiert.
Nachdem alle Biervorräte aufgefrischt sind, betritt Axel Rudi himself mit seinen Mitstreitern die Bühne und legt gleich mit dem brandneuen Gassenhauer "Too Late" los. Während des Songs werden noch kleinere Korrekturen am Sound vorgenommen, danach ist dann aber Party angesagt. Die Band schleudert die Klassiker "Fool Fool" und "Tales Of The Crown" in die gierige Menge. Schon früh im Set darf sich Drummer Mike Terrana mit einem kurzen, aber sehr energischen Drumsolo austoben, bevor er seinen Platz hinter der Schießbude verlässt und sich als Sänger versuchen will. Das nehmen seine Kollegen natürlich sofort zum Anlass, einen vollständigen Instrumenten-Tausch durchzuführen und sogleich eine sehr eigenwillige Interpretation von "My Way" zu präsentieren. Nach dieser Showeinlage gibt's noch einmal Neu und Alt mit "Mystica" und "Glory Night" bevor dann das erste mal extreme Gänsehaut angesagt ist: Die Band huldigt mit "Temple Of The King" dem inzwischen leider verstorbenen Ronnie James Dio und seiner Ex-Band Rainbow und was Sänger Johnny Gioeli hier abliefert, ist wirklich nur schwer in Worte zu fassen. Er lebt und leidet jede Silbe mit seiner rauchigen und zugleich warmen Stimme und performt den Song mit einer unfassbaren Emotion. Und natürlich lassen die nächsten Höhepunkte nicht auf sich warten. Der Rocker "Strong As A Rock" verlangt dem Publikum zum Ende des regulären Sets noch einmal alles ab, bevor einem die erste Zugabe, ein Medley aus "Masquerade Ball" und "Casbah" das nächste Broiler-Shirt unter die Haut jagt. Noch einmal verlässt die Band kurz die Bühne um dann mit "Rock The Nation" ein stimmungsvolles und gelungenes Konzert zu beenden.
Einziger Kritikpunkt: Die Anzahl der Zuschauer hielt sich mal wieder etwas in Grenzen, doch dafür sind hundertprozentig alle Anwesenden mit einer seligen Stimmung in den Herrentag gestartet.
ko
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