Die erste Band hat es immer schwer. Doch Rabenwolf aus Stade überzeugen. Mit ihrem Viking Folk Metal können sie die zur Zeit noch zählbaren Fans begeistern.
Devastor aus Hamburg haben da weniger Erfolg. Trotz astreinem Death Metal können die Hansestädter nur wenig Publikum ziehen. Wahrscheinlich liegen viele der Todesmetal Anhänger noch in ihren Zelten und verarbeiten die kurze Nacht.
Eigentlich sollten nun die polnischen Deather von Perverse die Bühne entern, doch diese mussten kurzfristig absagen. Dafür sind die Berliner von Requital ins Billing gerutscht. Diese legen auch sofort stark los und spielen unter anderem auch zwei Songs ihrer neuen EP, den Titeltrack Desease und Clouded In Oblivion. Bei den Haupstädtern zeichnet sich allerdings ein Problem ab, welches noch den gesamten Freitag überschatten sollte. Die Band klagt über schlechten bis nicht vorhandenen Monitorsound.
Nichtsdestotrotz kommt zum ersten Black Metal Act Irrbloss die Sonne raus. Vielleicht davon aufgeschreckt erscheinen wieder mehr schwarze Gestalten vor der Bühne. Die Schweden lassen es sich nicht nehmen gleich zu Beginn ihr aktuelles Album Bloodline zu verschenken. Das Quintett agiert viel mit den Fans und hat sichtlich Spaß. Das Publikum dankt es ihnen und ruft nach Zugabe. Auf Grund des knappen Zeitplans kann dieser Wunsch leider nicht erfüllt werden.
Leider können Stormnatt im weiteren Verlauf dieses Niveau nicht halten. Grimmige, mit Schweineblut verschmierten Gesichter kommen zur besten Kaffee und Kuchen Zeit einfach nicht richtig zur Geltung. In einem Club Konzert könnten die Österreicher wahrscheinlich mehr überzeugen.
Die Probleme mit der Monitoranlage scheinen sich bei Thornium wieder verstärkt zu haben. Der Soundcheck zieht sich in die Länge. Nach dem sich die Band entschlossen hat, mit der aktuellen Einstellung es drauf ankommen zu lassen, klappt dies auch halbwegs. Zwischendurch beruhigt sich der dröhnende Bass etwas und man konnte sich ein Bild machen. Es handelt sich um eindrucksvollen schwedischen Black Metal. Zwischenzeitlich erinnern sie an Immortal, da wäre ein Coversong interessant gewesen. Leicht angesäuert scheinen sie, als sie am Ende die Bühne verlassen. Die Schweden wirken um einiges authentischer als die vorangegangene Truppe.
Es folgt ein Heimspiel: Auch wenn es erst so scheint, als wolle der Wettergott NidhØgg einen Strich durch die Rechnung machen, überlegt er sich dies noch einmal nach ein paar wenigen Tropfen. Regen ist aber das geringste Übel des Barther Quintetts. Jetzt scheint der Monitorteufel richtig zu zuschlagen und es kommt kaum noch etwas auf der Bühne an. Dies wirkt sich deutlich hörbar auf das Zusammenspiel der Band aus. Und dann auch noch ein Kabelbruch im Effektgerät des Gitarristen, was zu einer Zwangspause von ca. fünf Minuten führt. Leider wird diese Zeit nicht mit Soloeinlagen der anderen Musiker überbrückt, sowie viele der Fans fordern. Nach diesem Break wirken NidhØgg aber erfrischter und spielen mit neuer Power. Die Hausherren sind auch die ersten, die sich zeitlich eine Zugabe erlauben dürfen.
Den Auftritt von Eïs - die bis Mai diesen Jahres noch Geïst hießen - beschreibt man am besten mit einem Zitat, welches der Sänger Cypher D. Rex den nach Zugabe rufenden Fans entgegnet: „Ihr wollt das nicht wirklich! Ihr wißt, dass wir keine Band sind, die Zugaben spielt!" Nun ja, wer nicht will, der hat schon.
Als nächstes stehen Gernotshagen aus Thüringen auf dem Plan. Es zeigt sich, dass die Band viele Anhänger an die Ostsee ziehen kann. Ihre Schlachtgesänge begeistern das Publikum, welches die fünf Jungs ausgiebig feiert. Wenige stören sich an dem Knistern, welches dauerhaft aus den Boxen knarrt.
Zu Beginn von Hellsaw scheint sich das Publikum dann erstmal aus zu ruhen und wirkt verhaltener. Doch den Austria Import kümmert das wenig. Dieser holzt sich durch jede Rückkopplung voran und spielt sich in die Nacken der Fans. Damit gehören sie zu einem der Highlights vom Freitag.
Die Bühne färbt sich Blutrot. Männer in schwarzen Umhängen und mit Corpse Paint betreten die Bühne. Die finnischen Sargeist zelebrieren das Ritual des Black Metals erfolgreich in der Kuhle der Barther Freilichtbühe. Die eigentlich nur als Nebenprojekt geplante Band von Horna Gründer Shatraug, bleibt in ihrer Gesamtheit undurchschaubar. Unteranderem da man sie auch sehr selten zu sehen bekommt. Bei der Band gab es keine Enttäuschungen. Die besten Songs wie Black Fucking Murder oder Satanic Black Devotion vom gleichnamigen Album wurden gespielt. Und glücklicherweise ist hier der Sound wieder fast perfekt, sodass einer ebenso perfekten Band nichts im Wege für eine gute Performance steht. Ein wahrlicher Genuss für die Anhänger der dunklen Metal Zunft. Düster wird der Weg für den letzten Act des Abends bereitet.
Zwei brennende Fackeln erleuchten die Bühne für die Dänen von Angantyr. Am 03. September erscheint ihr nächstes Album mit dem Titel Svig. Das Ein-Mann-Projekt von Ynleborgaz hat sich aber nicht nur Gastmusiker für den Live Auftritt auf die Bühne geholt. So gibt es zusätzlich auch noch einen Showkampf von vier Recken aus dem Wikingerdorf. Auch zwei Feuerspeieinlagen werden dargeboten. Ein guter Abschluss für den Freitag!
Den Samstag eröffnen die Berliner von Amok Vedar. Das zwischenzeitlich mehr Fotografen als Fans vor der Bühne sind, bestätigt den Verdacht, dass sie den Achtungserfolg von Rabenwolf vom Vortag nicht wiederholen können. Da es die Band an und für sich gar nicht mehr gibt, verwundern die verbalen Ausrutscher des „neuen" Sängers in Richtung Publikum auch nicht. Somit erinnern die Hauptstädter nun eher an eine Punk Band, als an eine bereits seit elf Jahren existierende Black Metal Band.
Mit einem beklemmendem Intro beginnen Moder ihr Set. Das Trio wirkt ein wenig verlassen in der immer noch relativ leeren Freilichtbühne. Unbeeindruckt davon knüppeln sie aber ihr halbstündiges Set voran. Und das mit entsprechend honoriertem Erfolg beim Publikum.
Für alle die am späten Vorabend den Wikingerkampf bei Angantyr verpasst haben, bekommen bei Ahnengrab erneut die Möglichkeit, diesen zu sehen. Da die Jungs aus Frankfurt Oder aber eine Viertelstunde vor der geplanten Zeit anfangen, ist auch hier die Chance, den Kampf zu verpassen, sehr hoch.
Die Info, die Lost World Order vom Veranstalter bekommen haben, sie seien die erste Thrash Metal Band die auf dem Barther Metal Open Air spielt, stimmt nicht. Bitterpiece im Jahre 2007 waren noch vor ihnen an der Ostsee, aber das sei nur am Rande erwähnt. Drei der vier Thrasher konnte man auch bereits am Vortag sehen, denn die Band besteht bis auf Bassist McZ, aus Mitgliedern der Band Eïs. Man sollte erwarten, dass es Thrash Metal auf einem von Black/Pagan/Death Metal dominierten Festival schwer hat, doch LWO begeistern nicht nur die Jeanskutten Träger, sondern auch die Schwarz Metaller. Mit selbstironischen Kommentaren wie: „Nach dem Gig sind wir hinten an den Dixies, wo wir auch hingehören ..." und einer verschenkten LP (die man an den Dixies auch käuflich erwerben kann) geht es in den Schlussspurt ihres Sets bei dem nochmal kräftig die Haare geschwungen werden können.
Niederländischer Death Metal hat ja immer einen Hang zum technischen. Bei Toxocara ist davon nicht viel zu spüren. Es gibt keine verspielten Frickeleinen auf dem Gitarrenbrett. Die einzigen Spielereien, die sich die Holländer erlauben sind ganze fünf Songs, die mit einem Intro vom Band starten.
Da ihr Flug früher als geplant geht, rutschen die Ami's von Lividity um zwei Plätze vor. Diese kurzfristige Veränderung in der Running Order scheinen leider auch nicht alle Fans mitbekommen zu haben und es fühlt sich erst nach zwei bis drei Songs der Platz vor der Bühne. Lividity lieben Deutschland und tuen dies auch deutlich kund. Nach eigener Aussage spielen sie fast häufiger in unseren Gefilden, als in ihrem Heimatland den USA. Mit ihrem selbsternannten Porn Grind fordern sie die Fans zum ersten (und auch letztem) Circle Pit auf - die Aufforderung von LWO zuvor verloren sich wegen der wenigen Leute. Als dann auch die letzten Fans vom Zeltplatz gestürmt kommen, kann die Party losgehen. Mit viel Spaß am eigenen Tun hat das Quartett heute sicherlich neue Anhänger gefunden. Während sie eine Woche vorher noch auf dem Party San bei strömenden Regen spielen mussten, bietet einem das Wetter hier eine Chance den verregneten Auftritt nachzuholen. Auch wenn Lividity gerne Texte schreiben, in denen Frauen ausgenommen und vergewaltigt werden, haben doch auch eine Schwäche für lebendige, weibliche Geschöpfe. Ein Song war extra „small girls with tight pussies" gewidmet. Da kann man ja nur losgrinden!
Obwohl die Soundprobleme vom Vortag größtenteils behoben sind, klappt beim Auftritt von Adorned Brood nicht alles. Bei den Songs „Sieben Tage ..." und „Kaperfahrt" bekommen die Pagan Metaller Unterstützung durch Blutaxt von Black Unicorn. Doch dieser ist durch die Bank weg viel zu leise. Da er auch der jenige ist, der mit seinem Mikro ins Publikum geht, ist von diesem auch nicht viel zu hören. Schade, da sich die Fans enthusiastisch am Singen beteiligen! Weiter geht es mit vielen weitern Songs, die einen in Trinklaune stimmen. Als vorletztes kommt der Song „Under Yggdrasil" hier ist der Platz vor der Bühne komplett gefüllt, es dürfte kaum noch jemand auf dem Campingplatz sein auf diesen Song haben viele gewartet. Am Ende macht der Sänger noch ein wenig Werbung in eigener Sache unter anderem fürs neue Album Hammerfest, das am 1. Oktober erscheint. Beendet wurde das Fest dann mit „Drunken Sailor", wo nochmal jeder alles geben konnte. Die Band hatte einen wirklich gelungenen Auftritt der sehr viel Stimmung gebracht hat.
Das andere Highlight des suomischen Duos sollten eigentlich Behexen als letzte Band des Festivals sein. Zunächst erwartet man sich einen ähnlich geilen Auftritt wie bei Sargeist, vor allem weil Behexen auch eher selten in Deutschland vorbeischauen. Doch schnell entpuppen sich die Band als kleine Enttäuschung. Sehr charakteristisch für die Band ist eigentlich ihr kreischender Gesang, als würde man dem Sänger gerade einen Kaktus in eine möglichst kleine Körperöffnungen schieben. Aber beim Auftritt hatte man es eher mit normalen Standard Black Metal Gesang zu tun, obendrein stimmt hier auch der Sound wieder nicht so ganz. Die Melodiegitarre steht zu stark im Hintergrund, es fällt schwer einen Song herauszuhören. Der Band fehlt an diesem Abend einfach die entscheidende Würze, die sie sonst so einzigartig macht. Doch das schlimmste an allem ist, das sie kaum länger als eine halbe Stunde spielen, obwohl mehr als eine Stunde eingeplant war. Man hat das Gefühl - ähnlich wie im Vorjahr bei Darkened Nocturn Slaughtercult -, dass die Band sich nicht sehr wohl fühlt auf dem Festival. Hoffentlich hat man irgendwann noch einmal die Möglichkeit sich ein besseres Bild von der Band zu machen.
Das XII. Barther Metal Open Air geht damit zu Ende. Soundtechnisch hat die diesjährige Ausgabe einen faden Beigeschmack hinterlassen. Allerdings ließ Veranstalter Heiko Fritz bereits verlauten, sich für das nächste Jahr darum zu kümmern.
Ebendso ist es eine Frechheit des Fressstandes am Samstag abend noch kräftig die Preise anzuziehen. Und das obwohl es bereits keine Kartoffelecken und Soßen mehr gab.
Ein voller Erfolg war das Festival allemal mit ca. 1.400 gezählten Besuchern. Durch das gut gemischte Billing (vielleicht das nächste Jahr noch ein wenig mehr Thrash?) war für genügend Abwechslung gesorgt. Auch die Stadt Barth hat bereits signalisiert, dass das Festival nächstes Jahr wieder stattfinden darf. Einzig das Datum steht noch nicht fest, da zum turnusmäßigem Zeitpunkt bereits die Schulferien zu Ende sind. Da eine Schule direkt neben dem Park liegt, könnte dies zu Problemen führen. Wir werden euch aber rechtzeitig informieren, zu wann ihr euren Ostsee Urlaub planen solltet.
Verpasst hat die Metal Guardian Redaktion leider Fimbulvet, Todtgelichter, Vision Bleak, Helrunar.
mh+ds
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