Metal Guardian: Nach zweieinhalb Monaten im neuen Domizil: Wie sieht denn deine eigene Einschätzung aus?
Sven: Wir haben genau zur Festivalzeit Neueröffnung gefeiert. Dazu war der Sommer ja noch ziemlich warm. Da sind die Leute eher an die Ostsee, zum Grillen oder sonst was gefahren. Aber seit zwei Wochen merkt man, dass die Leute wieder mehr weggehen. Die Urlaubszeit ist vorbei und der Laden läuft gut.
MG: Warum überhaupt die ganzen Umzüge? Berliner Allee, Storckower Str., Revaler Str., Boxhagener Str. ...
S: Die Boxhagener war für mich sowieso nur als Übergangslösung gedacht. Es war ein Rockcafe, aber da ich selbst natürlich mehr auf Live-Musik stehe und das dort einfach nicht der ideale Platz dafür war, stand von Anfang an fest, dass wir weiter suchen. Hier haben wir einfach bessere Bedingungen. Eine 15qm Bühne, Platz für gut 300 Personen, Lichtanlage etc. Es passt einfach alles!
MG: Soll denn jetzt die Dircksenstraße das endgültige Zuhause sein?
S: Eigentlich schon. Aber man muss auch sehen, dass ich schon zweimal Pech hatte. In der Berliner Allee zum Beispiel gab es Probleme mit einer falschen Baugenehmigung. Und in der Revaler wollte mich der Vermieter wegen einer Rauchabzugsanlage über den Tisch ziehen.
MG: Viele werden sich ja noch an den Lime Club erinnern, der ja nur zwei S-Bahnbögen weiter war. Die Gerüchte besagten damals, dass der Club wegen dem, damals im Bau befindlichem, Einkaufcenter schließen musste. Gibt es mit den Betreibern keine Sorgen?
S: Ich muss, genau wie jeder andere Clubbetreiber natürlich darauf achten, dass draußen keine Bierflaschen stehen die als Wurfgeschosse dienen könnten, die Besucher nicht einfach irgendwo achtlos hinpinkeln und so weiter. Das haben die damaligen Leute einfach nicht gemacht. Außerdem haben wir hier jetzt auch einen neuen Vermieter.
MG: Schön ist natürlich, dass es wieder eine Auftrittsmöglichkeit mehr für Bands in Berlin gibt. Aber wenn man sich so umschaut, viele machen zu, wegen Lärmschutz und anderen Dingen – hast du da keine Bedenken, dass es eventuell nach hinten losgeht, dass es vielleicht zu groß ist?
S: Die Angst hab ich nicht. Ich habe ja schon drei Jahre nach einem geeignetem Objekt gesucht und da wurden mir auch viele angeboten, wo man sich fast darauf verlassen konnte, dass es zu Ärger wegen Lärm gekommen wäre. Das ist hier natürlich nicht so. Außerdem gibt es zum Halford wenig Konkurrenz. Pille vom Blackland hat ja zum Beispiel eine ganz andere Ausrichtung was den Stil betrifft. Diese Vielfalt kommt ganz gut an in Berlin.
Ansonsten versuch ich natürlich auch unsere Veranstaltungen bunt zu mischen. Da hätten wir zum Beispiel unsere Glam Rock Party. Eigentlich dachte ich, dass da eher Leute so meines Alters kommen würde, war aber dann positiv geschockt, als zum Großteil viel junges Publikum da war. Also genau entgegengesetzt meiner Vermutung. Da das so gut ankam haben wir uns auch entschlossen, ab nächsten Monat dann eine Band dazu spielen zu lassen, die in diese Schiene schlägt. Im Anschluss dann die Disco.
MG: Bei meinem ersten Besuch war ja auch gerade Discothek und wir waren doch ein wenig überrascht über den Eintrittspreis von sechs Euro. Ein Blick in euren Terminkalender verrät, dass ja von mittwochs bis samstags immer was los ist bei euch. Denkt ihr nicht dass es da einigen Besuchern schnell zu teuer wird?
S: Ja, da hab ich mich ein wenig falsch beraten lassen. Ich dachte, wenn andere diesen Eintritt nehmen, könnten wir das auch, zumal bei uns ja noch ein Getränk mit drin ist. Aber wir haben jetzt auch die Eintrittspreise komplett gesenkt. Donnerstag zum Beispiel ist Hardline, da kostet es vier Euro inkl. einer Flasche Bier, freitags auch und am Samstag sind es dann fünf Euro mit Getränk. Also wieder dieselben Preise, die wir damals auch in der Revaler Str. hatten. Was einige Leute halt nicht sehen, dass wir ja auch irgendwo Qualität bieten wollen. Ob dass die Deko ist, die Anlage oder was auch immer und die kostet eben auch etwas. Und dann ist natürlich auch die GEMA. In den letzten Wochen hatten wir ja sogar freien Eintritt, aber die GEMA interessiert das natürlich nicht und sie schicken trotzdem ihre Rechnung. Also mussten wir dann auch wieder anfangen, Eintritt zu nehmen.
MG: Was sind denn so die wichtigsten Neuerung im Vergleich zu früher?
S: Das Wichtigste ist, dass wir jetzt vielschichtiger mit den Veranstaltungen fahren. Wir wollen versuchen, dass wir alles dabei haben. Vom Lacrimosa Fan zum Slayer Fan, hin zum Judas Priest Fan bis zum Rammstein und so weiter. Querbeet also.
MG: Deswegen also auch die Gothic Veranstaltung „Goth-X“?
S: Ja. Die Gothic-Szene ist stark vertreten in Berlin.
MG: Meint ihr nicht, dass ihr dadurch vielleicht einige Kunden verschrecken könntet? Ich meine, wenn ich als ahnungsloser Gast mittwochs vorbei komme und mein „Hardrock“-Bierchen trinken möchte und dann plötzlich mit technoähnlichen Klängen begrüßt werde ...
S: Das ist richtig. Da versuche ich auch ein Auge drauf zu haben, damit die DJs nicht allzu sehr in den elektronischen Bereich abdriften und dass es doch alles mehr gitarrenlastig ist. Andersherum würde es aber auch keinen Sinn machen, mittwochs nur als Rockcafe und Billardkneipe laufen zu lassen. Das zieht halt kein Publikum. Sollte die Party aber nicht wie gewünscht Gäste ziehen, werden wir uns was anderes überlegen. (Anmerk. d. Red.: Inzwischen läuft mittwochs die „Army Of One“ Metal Party).
MG: Nun gut. Wie schaut es denn künftig mit Konzerten und Aftershow Parties aus? Bleiben die dem Halford erhalten?
S: Natürlich. Wenn es sich anbietet machen wir für die verschiedensten Acts wieder die Aftershow Parties. Allerdings muss man da auch sehen, wo die jeweiligen Bands spielen. Wenn sie zum Beispiel im C-Club oder so spielen, ist das immer so eine Sache, mit der Fahrt danach hier her und zurück. Ansonsten sind schon einige Dinge in Planung. Und Konzerte sowieso. Soul Doctor und Jon Olivia‘s Pain haben ja schon hier gespielt und es werden noch viele folgen.
MG: Mich persönlich interessiert da natürlich auch, ob ihr den regionalen Bands eine Plattform bieten könnt. Auswahl, auch im Hard und Heavy Bereich gibt es ja genug.
S: Klar, wie erwähnt fangen wir ja bei der Glam Party schon mit Bands an. Auch bei den anderen Veranstaltungen können wir das mit einbauen. Fatal Embrace und Bellgrave hatten wir ja auch schon hier. Wer also Lust hat sich dahingehend zu bewerben, kann das gerne mit einer kleinen Hörprobe tun.
MG: Na dann wünschen wir noch viel Erfolg für die Zukunft und freuen uns noch auf viele gute Konzerte im neuen Halford!
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