Ein Doom Metal-Dinner der Extraklasse steht uns an diesem wunderbar klaren und kalten Winterabend bevor. Die zweitlegendärste Doom-Band aller Zeiten serviert uns einen Ohrenschmaus, der sich gewaschen hat.Traurige Nachrichten musste die Band im Vorfeld allerdings auch verkraften, da ihr langjähriger Drummer Armando Acosta am 25.11.2010 seiner langjährigen schweren Krankheit erlag. An dieser Stelle: Rest in Piece, Brother!
Eine exquisite Vorspeise bereiten uns die deutschen BURDEN mit ihrem pumpenden Stoner-Metal. Die Band promotet derzeit ihr erstes Full-Length-Album "A Hole In The Shell", von dem an diesem Abend natürlich der Löwenanteil der gespielten Songs stammt. Auffällig ist die stimmige Lichtshow und vor allem der sehr fette, aber dennoch ausgewogene Sound, der die gute, teilweise stark an Phil Anselmo erinnernde Stimme von Sänger Thorsten erstklassig zur Geltung bringt. Generell spielt die Band sehr tight zusammen und überzeugt mit ihren starken Arrangements. Lediglich das etwas zurückhaltende Bühnengebahren könnte noch verbessert werden, andererseits sind wir hier auch nicht bei einem Hardcore-Konzert. Fest steht: Der erste Gang hat vortrefflich gemundet.
Den Zwischengang bestreiten die Schweden THE GRAVIATORS, die mit ihrer Stoner/Doom-Melange ebenfalls überzeugen können. Genau wie ihre Vorgänger promotet die Band immernoch ihr Debüt-Album, daher ist die Song-Auswahl natürlich etwas begrenzt. Allerdings muss man klar bemängeln, dass den jungen Schweden klar ein Alleinstellungsmerkmal fehlt. Ihre Riffs und vor allem der Gesang steuert klar im Fahrwasser von BLACK SABBATH und PENTAGRAM, allein die treffend "Back To The Sabbath" betitelte Single spricht da Bände. Trotzdem bietet die Band erneut bei bestem Sound und Licht dem Publikum exakt das, was es will. Daher kann der Vierer den Abend als Erfolg verbuchen. Resümee: Hat lecker geschmeckt, aber nicht so gut wie bei Omma.
Vor der Hauptspeise serviert der örtliche Sommelier allen Anwesenden noch ein kühles Blondes, bevor dann mit ST. VITUS die Attraktion des Abends startet. Wie schon im Februar gibt es die gut abgehangenen "Living Backwards" und "I Bleed Black" als Eröffnung, allerdings kommt der Band um die Ikonen Scott "Wino" Weinrich und Dave Chandler im Gegensatz zum Februar-Konzert die kleinere Location und damit viel intensivere Atmosphäre deutlich zu Gute. Auch wenn sich die Setlist nicht großartig unterscheidet, so klingendie Songs ungleich wuchtiger und mächtiger. Gar-nicht-mal-so-neu-Drummer Henry Vasquez und Bassist Marc Adams liefern ein deftiges Fundament auf dem sich die schwummrigen Riffs und die klagende Stimme von Wino optimal ausbreiten können. Natürlich jederzeit garniert mit der Lässigkeit aus knapp 30 Jahren Underground-Konzerte. Bis zur Zugabe werden Klassiker wie "Black Magic / White Magic", "Mystic Lady" oder "White Stallions" verbraten. Den vorläufigen Siedepunkt erreicht die Band aber mit der Bandhymne "Saint Vitus" zum Abschluss des regulären Sets.
Das absolute Sahnehäubchen spendiert der heilige Vitus aber mit der unfassbar intensiven Zugabe. Als Desert gibt es heute nämlich "Clear Windowpane", "Dying Inside" und "Born Too Late" währenddessen sich die Glückseligkeit im Auditorium zur unermässlichen Exstase steigert. Manchen Zuschauern glitzern Tränen in den Augen, angesichts dieser Doom-Leckerbessen.
Somit ist auch der letzte Gang abgeschlossen. Einzigartig, zu Unrecht völlig unterbewertet, dennoch exquisit. Ein 5-Sterne-Dinner.
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